Wien. (sf) Die Essgewohnheiten der Österreicher haben sich verändert, es wird mehr außer Haus konsumiert. "Fleisch wird bereits überwiegend in der Gastronomie oder in Betriebskantinen gegessen statt zuhause", sagt Stephan Mikinovic, Geschäftsführer der Agrarmarkt Austria (AMA) Marketing. Die abgesetzte Menge von Frischwaren im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel ist daher im Vorjahr um zwei Prozent zurückgegangen. Der Umsatz stieg dennoch - aufgrund von höheren Preisen - um 0,5 Prozent auf vier Milliarden Euro, wie die AMA-Marktanalyse ergeben hat.
Aufgrund der Verunsicherung durch die Krise wegen der Ehec-Keime im Frühsommer 2011 landete weniger frisches Obst und Gemüse im Einkaufswagen - der Umsatz sank um 5,2 Prozent auf knapp 890 Millionen Euro. Der Umsatz mit Eiern ging wegen günstigerer Preise um 3,7 Prozent auf rund 130 Millionen Euro zurück.
Eigenmarken bremsen Diskonter
Heumilchprodukte ließen den Umsatz von Milch und Milchprodukten um 3,6 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro klettern. Diese Molkereiprodukte, bei der die Kühe nur mit frischem Gras, Kräutern und Heu gefüttert werden, machen derzeit fast sieben Prozent des Absatzes an Milchprodukten aus. Die Erlöse von Fleisch und Wurst legten um 1,6 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zu. Besonders fertig mariniertes Fleisch wurde stärker nachgefragt.
"Das Wachstum der Diskonter aus den Vorjahren hat sich durch die Eigenmarken der Handelsketten eingebremst", sagt Micaela Schantl, Leiterin der AMA Marktforschung. "Durch Eigenmarken in allen Preislagen kann sich der Konsument den Weg zum Diskonter ersparen."
Ein Viertel wird in Aktion gekauft
Zu den steigenden Lebensmittelpreisen sagt Mikinovic, dass das Preisniveau in Österreich in Relation zu den Produktionsbedingungen "normal" sei. "In Österreich stehen weniger Tiere im Stall als in Italien, und im Gegensatz zu Deutschland ist die Milch aus Österreich 100 Prozent gentechnikfrei." Zu der Hausdurchsuchung der Bundeswettbewerbsbehörde in der Rewe-Austria-Zentrale wegen Preisabsprachen sagt Mikinovic: "Die Händler haben Preisabsprachen gar nicht nötig, weil sich die Konkurrenten ohnehin genau beobachten."
Ein Viertel der Frischeprodukte wird zu Aktionspreisen gekauft, ganz oben stehen dabei Himbeeren, Milchmischgetränke und Schweinefleisch. "Die Aktionitis nimmt zu", sagt Mikinovic. "Zwar werden bei Preisaktionen mehr Frischwaren gekauft, aber manche Konsumenten kaufen mehr als sie brauchen und schmeißen Lebensmittel weg." Ein Haushalt werfe jährlich Essen im Wert von 400 Euro in den Müll.
Wie eine Untersuchung der Universität Stuttgart ergeben hat, wirft ein Deutscher pro Jahr 81,6 Kilogramm Lebensmittel weg - am häufigsten Obst und Gemüse. Der Wert der vermeidbaren Lebensmittelabfälle wird auf 235 Euro pro Kopf und Jahr geschätzt, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Studie im Auftrag des deutschen Verbraucherministeriums.