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Facebook ändert den Datenschutz

Von Stefan Meisterle

Wirtschaft

Automatische Weitergabe auf Facebook geteilter Inhalte an externe Dienste.
| Soziales Netz rüstet sich mit Patentkauf für Auseinandersetzung gegen Yahoo.


Wien. Verwendung statt Schutz: Facebook zieht mit der Umwandlung der Datenschutzrichtlinien in Datenverwendungsrichtlinien einmal mehr den Ärger von Datenschützern auf sich. Konkret irritiert weniger die Streichung des Begriffes Datenschutzes, sondern die neuen Regeln, die das soziale Netzwerk sich selbst und seinen Nutzern verordnet.

Im Kern regeln die neuen Bestimmungen die dienstübergreifende Nutzung von auf Facebook geteilten Inhalten. "Wenn du oder andere Nutzer, die deine Inhalte und Informationen sehen können, eine Anwendung verwendet (sic), werden deine Inhalte und Informationen an die Anwendung übermittelt", ist in den neuen Richtlinien zu lesen. Eine Bestimmung, die primär auf die Anwendbarkeit des Facebook-Datenpools bei Apps und externen Programmen abzielt - ohne den Nutzer dabei um Zustimmung zu fragen.

Denn der bestätigt nach Auffassung Facebooks sämtliche Änderungen bereits mit der weiteren Nutzung Facebooks - und zwar auch in Zukunft: "Wenn du unsere Software herunterlädst, wie beispielsweise ein eigenständiges Software-Produkt oder ein Browser-Plug-in, stimmst du zu, dass die Software von Zeit zu Zeit Neuerungen, Aktualisierungen und zusätzliche Funktionen von uns herunterlädt, um die Software zu verbessern bzw. weiterzuentwickeln."

Keine kritische Masse
Als Facebook am 15. März diese und weitere Änderung der Datenschutzbestimmungen - damals noch unter diesem Namen - ankündigte, zeigte man sich gesprächsbereit: Eine Woche gab man den Usern Zeit, sich mit den angepassten Regeln zu befassen und dazu Stellung zu beziehen. Übertrifft die Zahl der zu derartigen Änderungen abgegebenen Kommentare die Anzahl von 7.000, verpflichtet sich das Unternehmen dazu, die User darüber abstimmen zu lassen - und sich bei einer Beteiligung von mindestens 30 Prozent verbindlich an die Willensbekundung der Facebook-Community zu halten.

Allein - dazu kam es nicht. Nur ein kleiner Anteil der Facebook-Nutzer nahm Kenntnis von der bevorstehenden Änderung der Datenschutzrichtlinien, weniger als 1.000 Kommentare wurden unter dem knappen Erklärungstext hinterlassen: zu wenig, um eine Community-weite Abstimmung zu erzwingen. Und doch sind sich die hunderten vorhandenen Postings in ihrer Ablehnung einig.

"Meiner Meinung nach ist euer Konzept illegal - beendet den weiteren Missbrauch eurer Kunden", schreibt etwa ein verärgerter Facebook-User. Besonders die dienstübergreifende Nutzung der auf Facebook geteilten Inhalte sorgt für Empörung. "Total dagegen. Ich vertraue vielleicht zwar Leuten Informationen an, aber nicht jeder Software, die sie installieren. Das wird einfach schlimmer und schlimmer", schreibt ein weiterer Kritiker. Die schlichtere Variante "Ich lehne diese Änderung ab" ist gleich Dutzendfach zu lesen. Für Facebook sind diese einhellig negativen Meinungsbekundungen allerdings kein Anlass, die Änderung der Bestimmungen in Frage zu stellen: Die neuen Richtlinien sind nach Ablauf der Diskussionszeit mit Ausnahme Deutschlands bereits in Kraft.

Munition für den Patentkrieg
Reakiontsfreudiger ist Facebook indes in einem anderen Berich: Nach der Patentklage Yahoos rüstet sich das US-amerikanische Unternehmen mit dem Kauf Hunderter IBM-Patente für eine juristische Auseinandersetzung. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg sollen 750 Patente, von denen Yahoo einige lizensiert hat, von Facebook gekauft worden sein.

Yahoo hatte Facebook kürzlich der Verletzung von zehn Patenten geklagt, darunter handelt es sich um grundlegende Technologien wie das Versenden von Nachrichten, Kommentierfunktionen, aber auch Werbeformen. Bereits unmittelbar nach der Klage hatte Facebook betont, sich "mit allen Mitteln" zu wehren. Für das soziale Netzwerk steht dabei mehr auf dem Spiel als Lizensierungsgebühren: Facebook drängt an die Börse und steht unter Zeitdruck, offene Fragen wie diese vor dem Börsengang zu klären.