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Schlecker-Abverkauf gestartet

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Nach Filialnetz in Tschechien dürften weitere Auslandstöchter verkauft werden.


Ulm/Linz. Das Schicksal des insolventen Schlecker-Konzerns soll in etwa drei Wochen besiegelt werden. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz will bis Pfingsten einen Käufer für die Drogeriekette (13.500 Mitarbeiter, 3000 Filialen in Deutschland) finden. Drei Interessenten sollen im Rennen sein, darunter nach Angaben der "Lebensmittelzeitung" der US-Finanzinvestor Oaktree. Da Schlecker keine stillen Reserven und keinen großen Immobilienbesitz hat, die sich versilbern lassen, könnte letztendlich der Käufer einige Schlecker-Landesgesellschaften zu Bargeld machen - falls diese nicht schon vorher verkauft werden.

Schlecker betreibt fast 1200 Filialen in Spanien, 974 in Österreich, etwa 245 in den Niederlanden, 230 in Italien, 200 in Frankreich, 145 in Tschechien, knapp 70 in Polen, ungefähr je 30 in Portugal und in Dänemark, sowie 26 in Belgien und 18 in Luxemburg. Das Filialnetz in Tschechien hat Geiwitz bereits verkauft. Die p.k.Solvent s.r.o. um Martin Moravec und Radko Graclik hat 145 Schlecker-Filialen mit 459 Mitarbeitern übernommen. Das Filialnetz hatte Schlecker großteils von Julius Meinl zukauft, indem man dessen Droxi-Märkte übernommen hatte.

p.k.Solvent betreibt 700 Drogeriemärkte unter der Marke Teta, benannt nach einer mythischen böhmischen Prinzessin, unterhält einen Großhandel und ein Franchisesystem und stellt Drogerieartikel in Eigenregie her. Umsatz: rund 130 Millionen Euro. Auch in der Slowakei wurde mit zwei Partnern ein Teta-Filialnetz mit rund 200 Geschäften aufgezogen.

Laut gut informierten Kreisen soll schon zu Beginn des Insolvenzverfahrens auf der Hand gelegen sein, dass vor dem Verkauf der deutschen Mutter die Schlecker-Filialen in Tschechien, aber auch die in Polen abgestoßen werden. Denn diese Märkte hätten sich nicht entsprechend entwickelt. "Wir haben in der Kommunikation bisher immer sehr deutlich gemacht, dass wir an einer gesamtheitlichen Lösung für den Schlecker-Konzern interessiert sind. Dazu zählen auch die ausländischen Tochtergesellschaften", sagt Schlecker-Sprecher Patrick Hacker zur "Wiener Zeitung". "Sollte sich, wie im Fall der Tschechischen Republik, eine Gelegenheit auch für einen Einzelverkauf einer Auslandstochter ergeben, werden wir diese sehr genau prüfen und auch bei positiver Prüfung ergreifen." Nachsatz: "An der Gesamtstrategie für die Sanierung hat sich nichts verändert."

Indes wird kolportiert, dass die Umsätze von Schlecker Österreich vor allem in den Städten weiter auf niedrigem Niveau lägen. Auch soll die Bilanz 2011 noch nicht vorliegen. "Die Erstellung der Bilanz ist vollkommen im zeitlichen Rahmen für ein Unternehmen dieser Größe", meint Hacker. "Auch die Abschreibung der Forderungen gegenüber der Anton Schlecker eK (eingetragener Kaufmann) ist ein rein bilanzieller Prozess und führt nicht zu einer Überschuldung der österreichischen Tochtergesellschaft. Wir sehen nach wie vor eine positive Fortführungsprognose für Österreich." Die angesprochenen offenen Forderungen betragen fast 170 Millionen Euro.