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Umwelthürden für Gaszeitalter

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Energie-Agentur stellt "Goldene Regeln" für die Förderung von Schiefergas auf.


London/Wien. Gas als Energieträger könnte durch die Erschließung und Förderung der riesigen sogenannten "unkonventionellen" Reserven - vor allem Schiefergas - auch in Europa in ein "Goldenes Zeitalter" eintreten - bis 2035 könnte "unconventional gas" gut die Hälfte eines um 50 Prozent höheren Bedarfs decken, wenn es gelingt, die hohen Hürden vor allem im Umweltschutzbereich zu überwinden. In einem in London veröffentlichten "Special Report Unconventional Gas" der Internationalen Energie-Agentur IEA werden die Energiekonzerne zu mehr Umweltbewusstsein bei der Gewinnung von Gas aus Schiefer aufgerufen. Aufgrund der großen Vorkommen stehe ein "Goldenes Zeitalter des Gases" bevor. "Sonst besteht die echte Gefahr, dass der öffentliche Widerstand die Gasrevolution stoppen kann", sagte Maria von der Hoeven, Exekutivdirektorin der IEA.

Weltweit lagern im Schiefergestein riesige Vorkommen an Naturgas. Die Förderung ist aber aufwendig. Um das Gas aus dem Schiefer zu gewinnen, müssen Chemikalien eingespritzt werden, die auch krebserregende Stoffe wie Benzol enthalten. Für die Konzerne ist die Förderung wegen des derzeit hohen Gaspreises dennoch rentabel. Die meisten Umweltschützer halten die Gasschiefer-Förderung dagegen für nicht vertretbar.

Derzeit wird Gas aus Schiefer vor allem in Nordamerika gefördert. Die früher importabhängigen USA sind auf dem besten Weg, zu einem Gasexporteur zu werden und Russland als größten Gasförderer abzulösen.

Aber auch in Deutschland und vielen Ländern Europas werden große Vorkommen vermutet (siehe Karte). In Polen sind die Explorationsanstrengungen schon sehr weit, ab 2014 soll gefördert werden.

In Österreich hat die OMV Testbohrung auf Eis gelegt

"Wenn die Branche aufblühen will, dann muss sie sich ihre soziale Rechtfertigung verdienen und diese erhalten", sagte IEA-Chefökonom Fatih Birol, der einen Bericht unter dem Titel "Die Goldenen Regeln des Goldenen Gaszeitalters" verfasst hat. Wer sich an diese Regeln halte, müsse mit um sieben Prozent erhöhten Förderkosten rechnen. Allerdings könne sich in diesem Fall die weltweite Gasproduktion innerhalb von 25 Jahren zwischen 2010 und 2035 auf 1,6 Billionen Kubikmeter verdreifachen.

Zur Zeit wird das Regelwerk für die Förderung von Schiefergas in Europa und auf EU-Ebene ganz unterschiedlich diskutiert. Die Bandbreite reicht von enthusiastischer Unterstützung in Polen bis zum Verbot des hydraulischen "Frackens" (so wird das Aufbrechen des Gesteins genannt) in Frankreich und Bulgarien.

In Österreich hat die OMV im Weinviertel signifikante Vorkommen ausgemacht. Die Bohrungen sind aber vorläufig auf Eis gelegt. Sie sollen erst beginnen, wenn ein eigenes von der Montanuniversität in Leoben entwickeltes Förderverfahren einsetzbar ist, das keine Umweltbelastung darstellt. Im von Umweltminister Nikolaus Berlakovich zuletzt zur Begutachtung ausgeschickten Gesetz soll die Schiefergasförderung einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterzogen, aber nicht verboten werden. Den Grünen geht das nicht weit genug. Sie wollen die Fördermethode grundsätzlich verbieten.