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Nokia rutscht tiefer in die Krise

Von WZ-Korrespondent André Anwar

Wirtschaft

Auch mit neuen Lumia-Smartphones kommt Nokia nicht gegen Apple & Co an.


Espoo. Der Handyhersteller Nokia bekommt seine Strukturkrise nicht in den Griff. "Wir ahnten, dass etwas Schlimmes passieren würde. Aber Kündigungen in diesem Ausmaß hatten wir nicht erwartet", sagte Mikko Lintunen, Repräsentant von Nokias höheren Angestellten, am Donnerstag. Kurz zuvor hatte die Konzernführung bekanntgegeben, bis Ende 2013 weltweit 10.000 Stellen zu streichen, 3700 davon allein in Finnland. Damit fällt jede fünfte Stelle im Handygeschäft weg.

Seit 2010 wurde Abbau von 40.000 Stellen angekündigt

Der Standort für Forschung und Entwicklung im deutschen Ulm mit 730 Mitarbeitern soll schon Ende September schließen. Die finnische Fabrik Salo mit 850 Arbeitnehmern soll komplett dichtmachen. Inwieweit Nokia in Österreich betroffen ist, könne man noch nicht sagen, so Sprecherin Alma Mautner. Insgesamt hat der einstige Platzhirsch seit 2010 den Abbau von 40.000 Stellen angekündigt. Das ist mehr als ein Viertel der weltweiten Belegschaft.

Auch die mit dem Windows-Betriebssystem laufenden Lumia-Modelle haben sich nicht wie gewünscht verkauft. Während die Rivalen Apple und Samsung regelmäßig Verkaufsrekorde melden, liegt Nokias Verkaufsanteil bei Smartphones laut Marktforschern bei nur noch zwei Prozent.

Erst jüngst musste Nokia-Chef Stephen Elop erklären, dass der Konzern in den beiden ersten Quartalen weiter Verluste machen werde. Die Nokia-Aktie ist zudem seit Anfang 2011 um rund 70 Prozent abgestürzt. Finnische Analysten werfen dem ehemaligen Microsoft-Mitarbeiter totales Versagen vor. Den Schritt zum Windows-Betriebssystem bezeichnet die Zeitung "Huvudstadsbladet" als "gewaltigen Fehltritt".

Den Finnen kommt die Spitzenzeit des Traditionsunternehmens zur Jahrtausendwende inzwischen fast unwirklich vor. Noch bis ins vergangene Jahrzehnt wurde das Aktienvermögen Nokias an der Börse mit 300 Milliarden Euro bewertet. Heute ist der Konzern nur noch weniger als zehn Milliarden Euro wert.