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Picksüßes Trend-Getränk

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Vermarktet als "Fun-Drink aus Fernost", der schön und glücklich machen soll.


Wien. Er gilt vor allem bei jungen Menschen derzeit als Kult-Getränk - dabei stecken in den meisten Sorten Bubble Tea nicht nur jede Menge Kalorien, sondern auch viel Zucker. Seinen Namen hat Bubble Tea von den Blasen (Bubbles), die mit einem extradicken Strohhalm aufgesaugt werden. Das bunte Getränk wird in Taiwan seit den 1980er Jahren getrunken und besteht aus einer Tee-Basis mit Fruchtsirup oder Milch. Dazu werden Toppings gewählt: Tapiokastärke-Perlen, mit Fruchtsirup gefüllte Kugeln oder Fruchtgelee-Stückchen.

Im bunten Tee mit Kugeln stecken bis zu 90 Gramm Zucker pro halben Liter - das entspricht 30 Stück Würfelzucker.
© © Food&More - Fotolia

Schaut man sich die Nährwerte des "Fun-Drink aus Fernost" an, wie er von einem Anbieter bezeichnet wird, vergeht einem allerdings das Lachen: Bis zu 440 Kilokalorien stecken in einem halben Liter (Sorte Taro Smootea Milch). Das entspricht einem Fünftel des Tagesbedarfes einer 20- bis 30-Jährigen, wie aus der Nährwerttabelle des österreichischen Anbieters Tea-licious hervorgeht. Dazu kommen die Toppings mit 28 bis 80 Kilokalorien.

"Maximal in kleinen Mengen als Süßigkeit tolerierbar"

Allerdings ist auch der Zuckergehalt nicht ohne: Mehr als 40 Gramm stecken in einigen Sorten im Halb-Liter-Becher. Der halbe Liter "Maracuja-Grüntee Snow" sogar 69 Gramm Zucker - das entspricht 77 Prozent des Tagesbedarfes an Zucker einer 20- bis 30-Jährigen. Zum Vergleich: Ein halber Liter Coca Cola enthält 210 Kalorien und 54 Gramm Zucker.

"Bubble Tea ist als Durstlöscher nicht zu empfehlen, sondern maximal in ganz kleinen Mengen als Süßigkeit tolerierbar", sagt Birgit Beck, Ernährungswissenschafterin vom Verein für Konsumenteninformation.

Es gibt aber auch schlankere Bubble-Tea-Varianten: Der halbe Liter Fruit Tea Litschi kommt auf 105 Kilokalorien und rund 16 Gramm Zucker, Honey Tea in der gleichen Bechergröße auf 46 Kilokalorien und rund 11 Gramm Zucker - jeweils ohne Toppings.

Die deutsche Stiftung Warentest hat vier Sorten Bubble Tea untersucht und kommt zum Schluss, dass das bunte Modegetränk "eine Kalorienbombe inklusive synthetischer Farbstoffe und Aromen" ist. Der getestete Mangomilchtee des Anbieters Boobuk enthielt pro halben Liter 500 Kilokalorien und 90 Gramm Zucker - das entspricht laut Stiftung Warentest rund 30 Stück Würfelzucker. Zudem hat die Stiftung Warentest synthetische Azofarbstoffe in den Proben gefunden, die im Verdacht stehen, bei Kindern Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizite auszulösen.

Kleinkinder könnten sich an den erdnussgroßen Kügelchen in den Tees verschlucken, warnt der deutsche Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Der österreichische Anbieter Tea-licious weist darauf hin, dass Bubble Tea erst für Kinder ab drei Jahren empfohlen wird.

Zum Vorwurf, dass die bunten Tees zu viel Zucker enthalten, sagt Jun-Zhe Lai vom Anbieter BoboQ: "Jeder kann den Zuckergehalt im Drink selbst bestimmen." Der deutsche Marktführer bei Bubble-Tea-Shops ist in Österreich mit drei Franchise-Filialen in Graz, Wien und Wels präsent.

"Bubble Tea enthält in seiner beliebtesten Variante als Bubble Fruit Tea nur in etwa so viel Kilokalorien wie ein Fruchtsaft - zwischen 100 und 140 Kilokalorien für 350 Milliliter", sagt Susanne Dreier-Phan Quoc, Geschäftsführerin von Tea-licious, die im Frühsommer 2010 ihr erstes Geschäft in Wien eröffnete. "In der reichhaltigeren Version unserer Drinks, den Smooteas, liegen wir einiges unter vergleichbaren Drinks im Systemgastro-Sektor, wie Milkshakes, und dies trotz der Toppings", sagt Dreier-Phan Quoc. Im Unterschied zu vielen Mitbewerbern werden keine Large- (0,75 Liter) und XL-Größen (1 Liter) angeboten. "Und dies durchaus bewusst, da uns eine ,Supersize-me‘-Mentalität nicht gefällt und wir meist sehr jugendliche Kunden haben. Im Gegenteil, wir denken sogar über eine Small-Version von 250 Milliliter nach." Ein Info-Folder mit Nährwerten werde in Kürze in allen Tea-licious-Shops aufliegen.

Auch McDonald’s verkauft ab Herbst Bubble Teas

"Anders als Name und Marketingstrategie vermuten lassen, ist Bubble Tea kein natürliches Teegetränk, sondern ein künstlicher Softdrink mit synthetischen Farbstoffen und Aromen", heißt es von Stiftung Warentest. Beim Marketing sind die Anbieter einfallsreich: "Bubble Tea macht schön, weil die hübschen Toppings Magen & Augen guttun", ist etwa auf der Website von Tea-licious zu lesen. Auf der Seite des Anbieters Poppy Bubble Tea heißt es, Tapioka-Perlen enthalten "Proteine, Calcium und Vitamin C" - das mache sie "schnell zu einem gesunden und nahrhaften Snack, der nicht nur gut schmeckt, sondern auch wirklich Spaß macht".

Verkauft wird das Getränk in quietschbunten Tea-Shops, und immer mehr Anbieter drängen auf den Markt. Tea-licious wird hierzulande Ende Juli bei neun Shops halten, Ende 2012 bei zehn. Seit Ende 2011 wird Tea-licious als Franchisesystem betrieben - auch der deutsche Mitbewerber BoboQ sucht weitere Franchisenehmer in Österreich.

Ab September oder Anfang Oktober wird Bubble Tea bei McCafés in Österreich erhältlich sein, kündigt McDonald’s-Sprecherin Ursula Riegler an. In Deutschland hat die Fast-Food-Kette die bunten Getränke bereits seit Juni im Angebot.