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China greift nach Ölreserven

Von WZ-Korrespondent John Dyer

Wirtschaft
Riesige Energievorräte liegen in Kanada - in den Ölsanden wie hier in Long Lake fördern Unternehmen wie Nexen Rohöl.
© © Nexen

Nexen-Übernahme in Kanada ist einer der größten Zukäufe Chinas im Ausland.


Boston. Die globalen Energiemärkte verändern sich zunehmend. Neuestes Beispiel ist die Übernahme des kanadischen Unternehmens Nexen durch den chinesischen Ölgiganten CNOOC für 15,1 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro). Der Abschluss zeigt, dass die USA selbst in Nordamerika nicht mehr bestimmend sind. Mit dem energiehungrigen China können sie nicht konkurrieren.

"Die Nord-Süd-Achse mit den USA verliert an Bedeutung", meinte auch der Analyst Michael Black von Fasken Martineau. "Die Amerikaner kommen einfach nicht mehr so zum Zug wie in der Vergangenheit. Aber dieses Geschäft verdeutlicht auch Chinas Interesse an großen Neuerwerbungen und den guten Ruf, den Kanada genießt." Der Kauf von Nexen durch CNOOC ist noch nicht ganz perfekt. Bei Zustandekommen wäre er jedoch die bisher größte Auslandsakquisition eines chinesischen Unternehmens. In der Handelsgeschichte Kanadas wäre es immerhin noch der fünftgrößte Verkauf an eine ausländische Firma.

Dabei waren amerikanische Unternehmen durchaus an den Ölsanden interessiert, die Nexen im kanadischen Alberta und anderen Landesteilen kontrolliert. Doch im Januar hatte Präsident Barack Obama Plänen einer Rohrleitung von Alberta an den Golf von Mexiko eine Absage erteilt. Keystone XL sollte das Projekt heißen und eine direkte Lieferung zu den Raffinerien im Süden sicherstellen. Doch Obama verwies auf Bedenken wegen der ökologischen Verträglichkeit. Dafür wurde er von den Republikanern kritisiert. Der kanadische Premierminister Stephen Harper verwies bereits seinerzeit darauf, dass sich Kanada um einen neuen Partner bemühen werde. Dieser wurde nun mit China gefunden.

Weitere Abschlüsse erwartet

Weitere Geschäfte könnten folgen. Kanada ist bei Rohstoffen ein beliebter Geschäftspartner. Nach Angaben des Wirtschaftsprofessors Richard Dixon von der Universität Alberta befinden sich 75 Prozent der weltweiten Energievorräte in staatlichem Besitz. In Kanadas Ölsanden sei die Hälfte der verbleibenden Menge verborgen. Kritiker in Kanada verweisen besorgt darauf, dass es nicht gut sei, Ressourcen in großem Stil auszuverkaufen. Das chinesische Geld würde sie schon besänftigen, meint Dixon, zumal die Nachfrage aus Europa und den USA eher nachlasse. "Die nächsten Abschlüsse machen wir dann zu 50, 60 oder 100 Milliarden Dollar."

Alleine im vergangenen Jahrzehnt sollen chinesische Unternehmen 53,4 Milliarden Dollar in die kanadische Energiewirtschaft investiert haben, amerikanische lediglich 30,8 Milliarden Dollar.

China Petroleum & Chemical kaufte Addax Petroleum für 7,2 Milliarden Dollar, Sinopec zahlte 4,65 Milliarden Dollar für Anteile an Syncrude. Auch andere asiatische Firmen gehen in Kanada auf Einkaufstour. So investiert die malaysische Petronas in Erdgas aus British Columbia.

Vor zwei Jahren hatte Ottawa noch ein Angebot des australischen Bergbauriesen BHP Billiton für den kanadischen Kaliförderer Potash abgelehnt. Nun wird erwartet, dass der Nexen-Verkauf an CNOOC genehmigt wird, denn die Chinesen wollen alle Bedingungen Kanadas erfüllen: Die Unternehmensführung und die Angestellten müssen übernommen werden, Calgary muss zur nordamerikanischen Firmenzentrale werden und CNOOC muss an der Börse von Toronto notieren.