Von der EZB-Sitzung heute, Donnerstag, erwarten sich die Märkte Großes. Vielleicht zu Großes. EZB-Chef Mario Draghi kündigte zwar in London an, dass die Zentralbank im Rahmen ihres Mandates alles unternehmen werde, was nötig sei, um den Euro zu retten: "Und, glauben Sie mir, es wird ausreichen." Alcidi befürchtet nun aber, dass die Enttäuschung groß sein könnte, wenn Draghis Taten nicht mit seinen Worten Schritt halten. Der befürchtete Börsenabsturz wäre dabei wohl noch leichter zu verkraften als ein weiterer Anstieg der Zinsen auf spanische und italienische Staatsanleihen.

Was könnte Draghi tun? Seine Wortwahl legt nahe, dass die EZB wieder Staatsanleihen von Krisenländern wie Spanien (aus zweiter Hand) kaufen könnte. Das umstrittene Ankaufprogramm liegt seit März auf Eis. Insgesamt wurden seit Mai 2010 Bond-Geschäfte um 211,5 Milliarden Euro abgewickelt. Die Wirkung war jedoch nur temporär - es wurde Zeit erkauft. Mehr beeindrucken würde die Märkte, wenn der aktuelle Eurorettungsfonds EFSF mit der EZB akkordiert Anleihen kauft. Diese Möglichkeit gibt es, sie wurde aber nicht eingesetzt - was Zweifel am politischen Willen aufgeworfen hat. Der Haken: Die Mittel im auslaufenden EFSF sind begrenzt, gibt Alcidi zu bedenken. Und der ESM ist wegen des ausstehenden Karlsruhe-Urteils noch nicht startklar.

Eine weitere Senkung des Leitzinses, nur vier Wochen nachdem die EZB diesen auf das Allzeittief von 0,75 Prozent gedrückt hat, wäre höchst ungewöhnlich.

Auch ein weiterer Mega-Kredit für die Banken wie im Dezember 2011 und Februar 2012 ist unwahrscheinlich. Zwar kauften die Banken damit zum Teil Staatsanleihen und minderten so die Zinslasten für die Krisenstaaten. Schon die zweite Tranche sei aber nicht mehr sehr effizient gewesen, sagt Alcidi. Viele kritisierten, dass die Probleme der Banken und der Staaten dadurch sogar noch mehr vermengt wurden.

Egal, wie die EZB handelt: Sie kann nur die Symptome der Krise bekämpfen. Lösen kann sie diese nicht. Das bleibt den EU-Politikern vorbehalten, die Europas Integration voranbringen müssen.

Fed verändert Zinssatz nicht

Die US-Notenbank Federal Reserve war mit ihrer Zinsentscheidung am Mittwochabend einige Stunden vor der EZB dran. Trotz der Konjunktursorgen in den USA verzichteten die Währungshüter auf weitere Konjunkturspritzen: Sie beließen den Zinssatz unverändert zwischen 0 und 0,25 Prozent.