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Asiens Superreiche auf der globalen Überholspur

Von Ronald Schönhuber

Wirtschaft

In diesem Jahr gibt es erstmals mehr | Hochvermögende als in Nordamerika.


Singapur: Der Thailänder Charoen Sirivadhanabhakdi, der Heineken im Übernahme-Poker um den Brauriesen Asia Pacific Breweries zuletzt mit einem eigenen Offert einiges Kopfweh beschert hatte, ist einer von ihnen. Und auch der erst 29 Jahre alte Kishin RK aus Singapur, der sein Geld vor allem mit Einkaufszentren, großen Hotels und anderen Immobilienprojekten verdient, gehört dazu. Beide Männer verfügen über ein freies Investitionsvermögen von mehr als einer Million US-Dollar und sind damit das, was Vermögensverwalter und Luxusartikelhersteller gerne als "high net worth individuals" (HNWI) bezeichnen. Und sowohl Kishin als auch Charoen gehören als asiatische Milliardäre zu einer Gruppe, die sich auf der Überholspur befindet.

Im vergangenen Jahr hat es laut einer gemeinsamen Studie des Unternehmensberaters Capgemini und der Royal Bank of Canada im asiatisch-pazifischen Raum nämlich erstmals mehr high net worth individuals gegeben als in Nordamerika. Der Studie zufolge leben in Asien derzeit 3,37 Millionen Reiche beziehungsweise Superreiche, in Nordamerika sind es 3,35 Millionen und in Europa 3,17 Millionen. Wie schnell der Aufstieg der Asiaten dabei erfolgt, wird deutlich, wenn man sich den Asia-Pacfic Wealth Report des vorvergangenen Jahres ansieht: Damals hatte man gerade die Europäer erstmals hinter sich gelassen.

Grund und Unternehmen

Ihr Vermögen machen Asiens neue und alte Reiche vor allem mit dem Besitz von Unternehmen sowie von Grundstücken und Immobilien. Begünstigt wurde die Zunahme der high net worth individuals aber auch durch die zunehmende Verschiebung der globbalen wirtschaftlichen Schwergewichte hin zu den wachstumsstarken asiatischen Staaten. Ablesen lässt sich das vor allem auch im Finanzbereich: Angesichts der fortschreitenden Aufweichung des Bankgeheimnisses in der Schweiz oder Luxemburg konnten Singapur und Hong Kong ihre Position als sicherer und steuerschonender Hafen zuletzt deutlich stärken. "Die Fähigkeit, Offshore-Vermögen anzuziehen, steigt hier eindeutig", sagt Barend Janssens, der Chef der Vermögensverwaltung bei der Royal Bank of Canada gegenüber der "Financial Times". Auch viele der asiatischen Superreichen legen ihr Geld seit einiger Zeit bevorzugt vor der Haustüre, sprich in Hong Kong und Singapur, an.

Trotz der starken Zunahme an high net worth individuals in vielen kleineren asiatischen Staaten leben die meisten von ihnen nach wie vor in Japan (54 Prozent des Gesamtanteils), gefolgt von China (17 Prozent). Die größte Vermögenszunahme gab es 2011 in Thailand (9,3 Prozent) und in Indonesien (5,3 Prozent). In Japan (2,3 Prozent) und in China (1,8 Prozent) fiel der Anstieg hingegen bescheiden aus. Völlig loslösen von der europäischen Schuldenkrise konnten sich aber auch Asiens Reiche nicht. Im Vergleich zum vorangegangenen Jahr sank ihr Gesamtvermögen 2011 von 10,8 Trillionen Dollar auf 10,7 Trillionen Dollar. Sorgen brauchen sich die asiatischen high net worth individuals laut der Capgemini-Studie aber noch keine machen. "Der Asien-Pazifik-Raum wird auch künftig deutlich stärker wachsen als andere Regionen, ebenso wird auch die Zahl der Reichen weiter zunehmen", prognostiziert der Report.