Die Fusion zwischen Airbus-Mutter EADS und BAE Systems wirft etliche Fragen auf. Die großen europäischen Staaten wollen ihren Einfluss behalten. - © APAweb / Reuters, Luke Macgregor
Die Fusion zwischen Airbus-Mutter EADS und BAE Systems wirft etliche Fragen auf. Die großen europäischen Staaten wollen ihren Einfluss behalten. - © APAweb / Reuters, Luke Macgregor

Hamburg/Berlin. Im Fall einer Fusion der Luftfahrt- und Rüstungskonzerne EADS und BAE Systems will Frankreichs Präsident Francois Hollande einem Bericht zufolge mit der deutschen Regierung eine Sperrminorität aufbauen. Das berichtete die "Financial Times Deutschland" (FTD) am Freitag unter Berufung auf mit der geplanten Fusion vertraute Kreise. Laut "Welt" übergab die deutsche Regierung der französischen einen Forderungskatalog.

Mit einem Kapitalanteil von insgesamt mehr als 25 Prozent hätten die Staaten dann selbst in dem von EADS-Chef Thomas Enders geforderten privatisierten Großkonzern eine Blockademöglichkeit, berichtete die "FTD". Zudem sollten zusammen zwei Verwaltungsratssitze besetzt werden. Der Vorschlag stoße aber auf strikte Ablehnung Großbritanniens, wo BAE seinen Sitz hat, so die "FTD". Außerdem sei offen, ob sich Deutschland überhaupt der Idee anschließe.

Forderungskatalog aus Berlin

Auf die Einflussnahme im Konzern ziele auch der Forderungskatalog aus Berlin ab, berichtete die "Welt" unter Berufung auf Regierungskreise. Darin verlange Berlin unter anderem, dass die Machtbalance zwischen Deutschland und Frankreich im neuen Unternehmen gesichert werden müsse. Auf das Papier hätten sich Kanzleramt und Wirtschaftsministerium geeinigt.

Berlin bestehe darauf, dass die deutsche und die französische Regierung in gleichem Maße an dem neuen Unternehmen aus EADS und BAE Systems beteiligt werden, hieß es in dem Bericht. Sollte Frankreich nicht bereit sein, seine EADS-Anteile zu verkaufen, halte die deutsche Regierung einen Aktienkauf in gleicher Höhe für denkbar.

Gleichberechtigung bei Konzernzentralen

Die deutsche Regierung verlange in dem Schreiben zudem, dass es eine Gleichberechtigung bei den Konzernzentralen geben müsse, um die deutschen Standortinteressen zu wahren. Hauptsitze von EADS waren bisher München und Paris. Allerdings wird debattiert, die EADS-Zentrale nach Toulouse zu verlegen, wo das Tochterunternehmen Airbus sitzt. Eine Ansiedlung der Militärsparte in Großbritannien nach einer möglichen Fusion werde in Berlin abgelehnt.

EADS und BAE Systems hatten am 12. September bekanntgegeben, über eine Fusion zu verhandeln. Der neue Konzern wäre das größte Rüstungsunternehmen der Welt und deutlich größer als US-Konkurrent Boeing. In der Diskussion um die geplante Zusammenführung geht es um das Ausmaß an staatlichem Einfluss auf den neuen Konzern. Bisher halten Deutschland, Frankreich und Spanien - direkt oder indirekt - rund 50 Prozent an EADS. Großbritannien ist mit einer sogenannten goldenen Aktie an BAE beteiligt. Dies erlaubt dem Staat, jeden Versuch eines Investors, mehr als 15 Prozent des Unternehmens zu kontrollieren, zu blockieren.

Nun wird beraten, ob Deutschland, Frankreich und Großbritannien an dem neuen Unternehmen ebenfalls jeweils eine solche Aktie erhalten sollen. Frankreich kündigte allerdings bereits an, seine Beteiligung von neun Prozent an EADS nicht verkaufen zu wollen. Darüber hinaus geht es um Standortgarantien und Arbeitsplätze. Besonders in Deutschland fürchten Politiker, dass der Zugang zu wichtigen Technologien verloren geht, wenn die Produktion abwandert.