Zürich. (reu/wak) "Sei heute ein Held", sagte ein UBS-Trader zu einem Broker im Juli 2009. "Ich werde es versuchen, Kumpel. So wie immer", antwortete der Broker. Diese Interaktion zur Zinsmanipulation war eins von 39 Gesprächen, zwischen diesem Händler und dem Broker in nur einem Monat, die die britische Finanzbehörde FSA am Mittwoch veröffentlicht hat. Es zeigt, wie das Manipulieren des Libor-Zinssatzes schon zum Tagesgeschäft geworden war - und rechtfertigt die Rekordstrafe.

Die Verstrickung in den Libor-Skandal kommt der UBS teuer. Die größte Schweizer Bank muss mit insgesamt rund 1,16 Milliarden Euro die zweithöchste Geldstrafe berappen, zu der eine Bank verdonnert wurde: An der Strafenspitze steht seit vergangener Woche die britische HSBC Bank, die wegen einem Geldwäsche-Skandal zu 1,9 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) verurteilt worden ist. Die Geldstrafe für die UBS ist rund dreimal so hoch wie die 450 Millionen Dollar, die die britische Barclays Bank wegen Libor-Manipulationen auf den Tisch legen musste. Trotz der Strafe und noch ausstehender Prozesse fiel die UBS-Aktie am Mittwoch lediglich um 0,3 Prozent.

40 bis 50 Mitarbeiter waren in die Zinsmanipulationen verwickelt und mussten bereits gehen. Ein Großteil gehe aber auf einen einzelnen Händler zurück, der von 2006 bis 2009 für UBS in Tokio tätig war, erklärte die Schweizer Bankenaufsicht Finma. Sie zieht unrechtmäßig erwirtschaftete Gewinne von 59 Millionen Franken (rund 49 Millionen Euro) ein.

Den Löwenanteil der UBS auferlegten Geldstrafe streichen mit umgerechnet fast einer Milliarde Euro die Amerikaner ein. Die britische FSA verhängte eine Strafe von 197 Millionen Euro. In Japan wird sich die UBS vor Gericht für schuldig erklären - eine Tatsache, die laut Rechtsexperten Schadenersatzklagen die Tür öffnet.

Hinweise, dass das damalige Top-Management der UBS von den Manipulationen Kenntnis hatte, fand die Finma nicht.

Insgesamt sollen mehr als ein Dutzend Großbanken über Jahre Referenzzinssätze wie den Libor zu ihren Gunsten manipuliert haben. Sogar Schmiergeld wurde gezahlt. Der einmal täglich in London ermittelte Libor soll anzeigen, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Der Zinssatz beruht auf den Angaben der Institute und ist die Grundlage für billionenschwere Finanztransaktionen rund um den Globus.

In Italien wurde die UBS am Mittwoch ebenfalls zu einer Million Euro verurteilt - wenn auch wegen einer anderen Geschichte. Im Prozess zu umstrittenen Derivatgeschäften hat ein Mailänder Gericht am Mittwoch die UBS sowie die Deutsche Bank, die amerikanische JP Morgan, die deutsche Depfa - zur Zahlung einer Geldstrafe von jeweils einer Million Euro verurteilt. Den Instituten wurde vorgeworfen, im Zusammenhang mit Derivatgeschäften die Risiken verschwiegen zu haben. UBS und Deutsche Bank kündigten Rekurs dagegen an.

DB-Chef beschwert sich über die Wirkung einer Razzia

Apropos Deutsche Bank: Eine Woche nach der Großrazzia wegen Geldwäsche und Verdunkelungsgefahr am Hauptsitz der Bank in Frankfurt ist einer der vier in Untersuchungshaft sitzenden Mitarbeiter wieder auf freiem Fuß. Dem "Spiegel" zufolge beschwerte sich Deutsche Bank-Chef Jürgen Fitschen in einem Anruf beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier über den massiven Einsatz. Es habe einen verheerende Wirkung auf das Außenbild der Bank, wenn Bilder und Berichte von bewaffneten Polizisten in dem Geldhaus um die Welt gingen.