Detroit. (hes/ag) Keine Autoshow ohne PS-Superlative. Spritpreise hin, CO2-Emissionen her - die Aufmerksamkeit ist den Supersportlern unverändert sicher: etwa der 455 PS starken Chevrolet Corvette Stingray 2014, die General Motors exakt 60 Jahre nach der ersten Konzeptstudie enthüllte. Oder Maseratis Quattroporte, dessen neuestes Modell am Montag vorgestellt wurde. Oder dem Ferrari Enzo F150, von dem es bisher nur opake Teaser-Fotos gab und bei dem Ferraristi in Detroit nach mehr Infos gieren.

Für den Massenmarkt spielen Supersportler und Luxuslimousinen keine Rolle, sie zeigen aber: Die US-Autoshow in der "Motown" Detroit, die am Montag öffnete, hat mehr zu bieten als das Wehklagen vergangener Jahre.

Denn auch der US-Automarkt als Ganzes gibt ein starkes Lebenszeichen ab: Weil der europäische Heimmarkt schwächelt, sind die USA für deutsche Autobauer zum Hauptabsatzgebiet geworden. Sie hatten dort 2012 das beste Jahr der Geschichte: 1,27 Millionen verkaufte Neuwagen sind ein Plus von mehr als 21 Prozent.

Good News - made in USA

"Zum Glück kann ich immer, wenn ich schlechte Nachrichten aus der alten Welt höre, unseren US-Chef Steve Cannon anrufen, um unsere US-Verkaufszahlen zu hören", scherzte Daimler-Chef Dieter Zetsche, dessen Vertrag laut "Spiegel" gleich bis Ende 2018 verlängert werden soll. Daimler konnte in den USA 2012 von seiner Kernmarke Mercedes 274.000 Pkw absetzen - in Deutschland waren es um 13.000 weniger. Für Daimler ist der amerikanische Markt doppelt wichtig: Das Unternehmen ist in China schwächer aufgestellt als seine Konkurrenten Audi und BMW und krempelt gerade sein Vertriebssystem um, um besser Fuß zu fassen.

Mit Abstand stärkster deutscher Autobauer ist in den USA VW mit mehr als 438.000 verkauften Neuwagen - ein Plus von unglaublichen 35 Prozent. Im Jahr 2018 will Volkswagen sogar eine Million Fahrzeuge an den US-Kunden bringen.

BMW setzte mehr als 281.000 Autos ab (plus 13,5 Prozent) und Audi - in China mit zuletzt knapp 406.000 Verkäufen besonders stark - kommt auf dem US-Markt auf 139.000 Autos, ein beträchtliches Plus von 18,5 Prozent.

Die hohen Zuwachsraten erklären die Begeisterung der deutschen Manager. Denn in absoluten Zahlen haben Amerikaner und Japaner die Nase vorn. Die US-Zulassungsstatistik spiegelt unverändert das Motto: "Je größer, umso besser." Meistverkaufter Pkw ist mit 645.316 Exemplaren der Ford F-150, gefolgt vom Chevrolet Silverado - beides Pick-ups im Überformat.

Auf Platz drei kommt die meistverkaufte Limousine, der Toyota Camry mit 404.886 Fahrzeugen - der mit Motorleistungen ab 178 PS aufwärts erhältlich ist.

Die Deutschen profitieren hingegen davon, dass sie in den USA als Premiummarken wahrgenommen werden. Bei Technik, Design und Image würden die deutschen Hersteller als führend wahrgenommen, sagt Stefan Bratzel vom Auto-Forschungscenter in Bergisch Gladbach. Dadurch können sie US-Konkurrenten im Nobelsegment wie Cadillac oder Lincoln das Wasser abgraben.

Toyota bleibt an der Spitze

Im Rennen um die Weltspitze dürften die Positionen 2012 unverändert geblieben sein: Zwar hat der Volkswagen-Konzern 9,07 Millionen Fahrzeuge verkauft, so viele wie nie. Das Plus von 11,2 Prozent ist neben den USA primär Lateinamerika und China zu verdanken. Toyota hat sich aber nach dem Tsunami rasch erfangen und 9,7 Millionen Fahrzeuge verkauft. Exakte Absatzzahlen von GM fehlen noch, Schätzungen gehen von 9,3 Millionen Einheiten aus: Allein in China hat der US-Autobauer, der mit SAIC Motor kooperiert, 2,84 Millionen verkauft - plus 11,3 Prozent.