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Großes Finale am US-Himmel

Von Veronika Eschbacher

Wirtschaft

Megafusion stärkt Airlines, die Vorteile für die Passagiere sind aber fraglich.


New York. Jetzt ist das "hässliche Mädchen" - so wurde die amerikanische Fluglinie US Airways wegen langer vergeblicher Fusionspartnerschau bereits spöttisch genannt - doch noch unter die Haube gekommen. Dafür aber sorgt die lang ersehnte Partnerschaft gleich für einen Paukenschlag in der Luftfahrtindustrie. Denn durch die Fusion mit American Airlines, der nach Passagierzahlen drittgrößten Fluggesellschaft der Vereinigten Staaten, entsteht die größte Fluglinie der Welt.

Die neue Gesellschaft, die weiterhin den Namen American Airlines tragen soll, wird künftig 6500 Flüge täglich anbieten und 140 Millionen Passagiere im Jahr befördern. 94.000 Mitarbeiter und 1500 Maschinen sorgen für einen Jahresumsatz von fast 39 Milliarden Dollar. Der Börsenwert wird mit rund 11 Milliarden Dollar beziffert.

Gespräche über die Megafusion liefen bereits seit einem Jahr. Sie hatten ihren Anfang genommen, kurz nachdem die angeschlagene American Airlines im November 2011 Gläubigerschutz beantragen musste. Nach Kapitel 11 des Insolvenzrechtes kann die Fluglinie aber den Betrieb aufrechterhalten und sich gleichzeitig sanieren. Da American Airlines nach wie vor unter Gläubigerschutz steht, muss dem Deal neben den Wettbewerbsbehörden und Aktionären auch noch das zuständige Insolvenzgericht zustimmen. Experten erwarten diesbezüglich jedoch keine Schwierigkeiten.

Für beide Fluglinien war klar, dass sie alleine am Markt nur schwer gegen ihre Hauptkonkurrenten Delta und United-Continental bestehen können. Neben erwarteten Synergieeffekten von rund einer Milliarde Dollar im Jahr 2015 profitiert American Airlines vom gut ausgebauten inneramerikanischen Netzwerk des neuen Partners. Umgekehrt gewinnt US Airways durch die internationale Präsenz von American - vor allem in Latein- und Südamerika ist man stark. Analysten zufolge wird der neue Megakonzern in Europa und Asien jedoch weiterhin schwach sein.

Beide Seiten scheinen sich über den Deal zu freuen - die Gläubiger von American aber wohl ein bisschen mehr: Den Plänen zufolge soll die American-Airlines-Seite 72 Prozent der Anteile am neuen Unternehmen halten und auf die kleinere US Airways sollen 28 Prozent entfallen.

Internen Informationen zufolge will die "neue" American Airlines bei der Oneworld-Allianz bleiben. US Airways war bisher bei Star Alliance, der auch die Lufthansa oder Austrian Airlines angehören.

83 Prozent Marktanteil für die vier größten US-Airlines

Mit dem Deal ist nach United und Continental sowie Delta und Northwest Airways die größte Fusion des US-Luftfahrtmarktes unter Dach und Fach. Die vier größten US-Airlines beherrschen künftig gut 83 Prozent des Marktes. Experten zufolge ist die massive Konsolidierungsphase nun vorbei. Erstmals scheint die amerikanische Luftfahrtbranche zudem wieder Hoffnung zu schöpfen: Analysten erwarten, dass die Branche nach vielen schwierigen Jahren heuer endlich wieder in die Gewinnzone aufsteigt. Den Kürzeren könnten bei der Entwicklung die Passagiere ziehen: Ohne harten Konkurrenzdruck dürften die Flugpreise wieder anziehen.