Berlin. (rs) Als Reaktion auf die anhaltenden Proteste gegen die unwürdigen Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern in der deutschen Niederlassung hat der Internet-Riese Amazon die Kooperation mit einem zweiten Unternehmen beendet. Der US-Konzern kündigte jenem Dienstleister, der für Unterbringung, Transport und Einsatz der Aushilfskräfte verantwortlich gewesen war. In der ARD-Dokumentation "Ausgeliefert - Leiharbeit bei Amazon", die den Stein ins Rollen gebracht hatte, war unter anderem zu sehen, wie die Leiharbeiter, die laut eigenen Angaben teils mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt wurden, eng zusammengepfercht in heruntergekommenen Ferienanlagen leben.

"Amazon ist verantwortlich dafür, dass alle Beschäftigten unserer Logistikzentren jederzeit sicher sind und mit Respekt und Würde behandelt werden", erklärte der Konzern nach der Kündigung seines ehemaligen Kooperationspartners. Die Einhaltung dieses Standards durch den Dienstleister sei eindeutig nicht gelungen. Amazon nehme die Vorwürfe sehr ernst.

Die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Sicherheitsdienst H.E.S.S, dem enge Verbindungen in die Neonazi-Szene vorgeworfen werden, hatte das Online-Versandhaus bereits zuvor beendet. Die Mitarbeiter der Security-Firma sollen die Leiharbeiter auf Schritt und Tritt kontrolliert haben, selbst kleine Fehltritte wie zu lange Verschnaufpausen wurden laut der ARD strikt sanktioniert. Noch nicht ausgestanden ist die Sache hingegen für die deutsche Tochter des österreichischen Personaldienstleisters Trenkwalder, die für die Rekrutierung der Leiharbeiter zuständig war. Das deutsche Arbeitsministerium hat wegen des schwerwiegenden Verdachts bereits in der vergangenen Woche eine Sonderprüfung gegen Trenkwalder eingeleitet, Ministerin Ursula von der Leyen drohte dem Unternehmen in diesem Zusammenhang sogar mit Lizenzentzug.

Gegenwind für Amazon kommt aber auch von anderer Seite. Mit dem Verlag André Thiele kehrte am Dienstag ein weiterer kleiner Buchverlag dem Online-Versandhaus den Rücken. Als Grund für seine Entscheidung führte Thiele neben den prekären Arbeitsbedingungen auch "die katastrophal schlechten Konditionen" für kleine Verlage an. Dem Verleger zufolge bekommt Amazon 65 Prozent Rabatt. Mit der verbleibenden Marge lassen sich laut Thiele die eigenen Kosten aber so gut wie nicht mehr decken. Aus seiner Sicht habe daher das Geschäftsmodell von Amazon, das weder den Lieferanten noch den Mitarbeitern die Luft zum Atmen lasse, keine Zukunft.