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Schwellenländer setzen Zeichen

Von Veronika Eschbacher

Wirtschaft

Brics-Länder konkretisieren Pläne für eigene Entwicklungsbank.


Durban. Die Ambitionen waren zu Beginn des zweitägigen Gipfeltreffens der großen Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (Brics) im südafrikanischen Durban am Dienstag groß. Am eindeutigsten formuliert dies ein Strategiepapier der russischen Regierung: Ziel sei es, den Westen zurückzudrängen und den Brics-Einfluss zu steigern. Brics könne "den neuen Kern einer neuen Weltordnung bilden", heißt es dort.

5000 Delegierte sollen beim fünften Treffen der Brics-Staaten - die Staatengemeinschaft gibt es seit 2009, 2010 war Südafrika beigetreten -, Einheit demonstrieren und die ehrgeizigen Pläne ihrer Staats- und Regierungschefs anschieben.

Die Brics-Länder waren in den letzten Jahren zu den Wachstumstreibern der Weltwirtschaft avanciert und hatten einen nicht unwesentlichen Anteil daran, dass die Weltwirtschaft nach der Finanzkrise nicht in eine tiefe Depression verfiel. Aktuell erwirtschaften die Brics-Länder 21 Prozent des weltweiten BIP - ein drei Mal so hoher Wert wie noch vor fünfzehn Jahren. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg stieg auch der Wunsch nach mehr geopolitischem Einfluss.

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Der Ehrgeiz der Länder - die mittlerweile aber selbst mit Wachstumsproblemen zu kämpfen haben - zeigt sich am deutlichsten an den Plänen für eine Brics-Entwicklungsbank. Die Idee gibt es bereits seit dem vierten Gipfeltreffen vor einem Jahr in Neu Delhi, die Gründung hatte am Dienstag der Finanzminister Südafrikas, Pravin Gordhan, bestätigt.

Die Bank soll Infrastruktur- und Entwicklungsprojekte in Schwellenländern, also nicht nur den Brics-Ländern, finanzieren. Die Idee fußt nicht zuletzt darauf, dass sich die Brics-Länder in den westlich dominierten internationalen Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds oder der Weltbank nicht ausreichend vertreten sehen.

Dollar-Dominanz in Gefahr?

Jedes der fünf Länder soll zunächst zehn Milliarden US-Dollar für die Brics-Bank bereitstellen. "Mit dieser Summe kann man sicherlich einiges an Projekten machen", sagt Andrea Hagmann, Vorstand der Österreichischen Entwicklungsbank. Wie sich die neue Bank der Brics-Staaten entwickeln würde, sei aber schwer vorher zu sagen. Grundsätzlich gebe es aber Platz für weitere Entwicklungsbanken - denn noch "mehrere hundert Milliarden Dollar sind nötig, um in Schwellenländern ein gutes Wirtschaften möglich zu machen".

Grundsätzlich sei es für die Brics-Länder wichtig, mit der Bank eine Institution zu schaffen, die "mehr als ein regelmäßiges Gipfeltreffen ist", sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Südafrika, Johannes Brunner. Da die Staatengemeinschaft noch relativ lose operiere, habe der Schritt auch symbolische Bedeutung. Die kleinste Volkswirtschaft der Gruppe, Südafrika, würde sich aber fragen, ob der für die Bank notwendige Beitrag für die Volkswirtschaft zum jetzigen Zeitpunkt verträglich sei - und ob sich der Einsatz für das Land lohne. Immerhin muss Südafrika verglichen mit dem Riesen China einen höheren BIP-Anteil aufbringen. Profitieren würde Südafrika vor allem durch Projekte im restlichen Subsahara-Afrika.

Neben engeren Wirtschaftsbeziehungen beraten die Staatschefs auch über einen Pool von Währungsreserven, um sich in Krisenzeiten gegenseitig zu unterstützen. Die Reserven aller Länder summieren sich laut der Agentur Bloomberg auf 4,4 Billionen Dollar.

Zudem haben sich bereits vor Gipfelbeginn Brasilien und China darauf geeinigt, den bilateralen Handel künftig in Real und Yuan abzuwickeln und sich damit vom Dollar abzunabeln. Die Finanzminister und Notenbankchefs unterzeichneten eine Vereinbarung, der zufolge jährlich Geschäfte im Gegenwert von bis zu 30 Milliarden Dollar in den eigenen Währungen abgerechnet werden.

Brasiliens Wirtschaftsminister Guido Mantega sieht in dem Vertrag einen Puffer gegen mögliche Spannungen an den Finanzmärkten, an denen der Dollar dominiert. Damit könnten Unterbrechungen des Handels im Falle von Erschütterungen oder Kreditengpässen verhindert werden.

  • Fortsetzung: Keine Einigung auf Entwicklungsbank