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Unicredit-Chef: "Die Sparer sind trotz Zypern ruhig geblieben"

Von Hermann Sileitsch

Wirtschaft
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Ghizzoni: 2013 bleibt schwierig - Lage aber viel besser als vor eineinhalb Jahren.


Wien. Die Sparer haben trotz der Turbulenzen auf Zypern Ruhe bewahrt und kein Geld abgezogen - zumindest nicht bei Unicredit: "Wir beobachten die Lage täglich in all unseren Märkten. Vielleicht enttäusche ich Sie: Die Situation ist ruhig und unter Kontrolle", sagte Federico Ghizzoni, Chef der italienischen Großbank vor Journalisten in Wien. Unicredit ist in 22 Märkten vertreten. Österreich und Osteuropa werden (mit Ausnahme von Polen) über die österreichische Tochter Bank Austria betreut.

Dennoch mahnt der Italiener zu Vorsicht: Das Thema Einlagen sei sehr sensibel. Sparguthaben, die unter die Einlagensicherungsgrenze von 100.000 Euro fallen, sollten deshalb bei Bankpleiten nicht angerührt werden. Einlagen über dieser Schwelle sollten nur Verluste schlucken müssen, wenn das Aktionärskapital und die Anleihen nicht ausreichen. Der Unicredit-Chef plädiert dabei für einheitliche Regeln, sonst könnte Kapital aus Europa abfließen: "Das Thema sollte im Baseler Ausschuss diskutiert werden, wo alle Länder vertreten sind." Zyperns Banken seien in der Tat außergewöhnlich gewesen, sagt Ghizzoni: Hier waren die Einlagen vier Mal so hoch wie die Wirtschaftsleistung des Staates. Das habe kaum andere Optionen offen gelassen.

Trotz der Zypern-Probleme und der politischen Starre in Italien fühlt er sich deutlich behaglicher und zuversichtlicher als noch vor eineinhalb Jahren: "Damals wurden wir gefragt, ob wir unsere Notfallpläne für den Euro-Zusammenbruch fertig haben. Davon ist heute keine Rede mehr." Für Unicredit sei 2012 "extrem wichtig" gewesen. Nach dem Megaverlust im Jahr davor wurde ein Gewinn erzielt und wieder eine Dividende ausbezahlt. Zudem sei, wie im November 2011 versprochen, die Bilanz gestärkt worden: Unicredit habe das Eigenkapital erhöht, die Liquidität verbessert sowie obendrein die Kosten gesenkt. Bei den Spareinlagen, die Anfang 2012 wegen der Eurokrise ein heikles Thema waren, seien starke Zuwächse zu verzeichnen.

Bank Austria erhält Kapital

Auch 2013 werde schwierig, sagt Ghizzoni. Helfen sollte jedoch eine bessere Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte. Schwierig bleibe die Lage in der Ukraine, Rumänien und Bulgarien. In Ungarn bereitet die Regierung Orban Kopfzerbrechen, deren Handeln für ausländische Investoren nicht immer nachvollziehbar sei. Ein Ausstieg aus weiteren Märkten ist nach dem Verkauf der kasachischen ATF-Bank aber kein Thema, versicherte der Unicredit-Chef. Auch an Gerüchten, wonach der Investmentbankenarm HypoVereinsbank (HVB) in München zu haben sei, sei nichts dran.

Sehr wohl ein Thema ist eine Kapitalerhöhung für Bank Austria: Diese sei kein Anzeichen von Schwäche, sondern werde für weiteres Wachstum in Osteuropa benötigt. Unicredit will dafür nicht den Kapitalmarkt anzapfen, sondern das Geld im Konzern stemmen. Einen Betrag nannte Ghizzoni nicht, mehr Klarheit soll es noch im zweiten Quartal geben.