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Von Abzock-Fallen bis Cyber-Mobbing

Von Andrea Möchel

Wirtschaft

5617 Beschwerden gingen im Vorjahr beim Internet-Ombudsmann ein.


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Shoppen im Internet: Praktisch ist es schon. Doch so mancher erlebt nach der Bestellung eine böse Überraschung.
© Foto: fotolia

Wien. Ob Internetbetrug, Datenklau oder fiese Abo-Fallen - wer sich ins World Wide Web begibt, kommt leicht darin um. Die gute Nachricht: Wer Internetbetrügern in die Hände fällt, kann sich hierzulande für kostenlose Beratung und Streitschlichtung an das Team des Internet-Ombudsmannes wenden.

Der gemeinnützige Verein wurde 1999 vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) initiiert. Mittlerweile zählt er zu den meistfrequentierten Online-Einrichtungen im Bereich "Außergerichtliche Streitschlichtung für E-Commerce" innerhalb der EU.

Virtuelles Markttreiben

Kein Wunder, denn der Beratungsbedarf verhält sich offenbar direkt proportional zur steigenden Nachfrage an den virtuellen Märkten: Derzeit verfügen 79 Prozent der österreichischen Haushalte über einen Internetzugang. 45 Prozent der Internetnutzer surfen auch mobil mit Handy oder Smartphone. 59 Prozent der österreichischen Bevölkerung ab 14 Jahren haben laut "Austrian Internet Monitor" schon einmal über das Internet eingekauft. Für so manche eine eher leidvolle Erfahrung.

Im aktuellen Bericht des Internet-Ombudsmannes für das Jahr 2012 finden sich 5617 Beschwerdefälle, das sind stolze 18 Prozent mehr als 2011. "Die meisten Probleme betrafen Vertragsstreitigkeiten", bestätigen die E-Commerce-Experten. Als typische Beispiele werden ungewollte Vertragsverlängerungen und Vertragsabschlüsse sowie Probleme bei der Abwicklung von Vertragsrücktritten angeführt. "Betroffen waren vor allem Dienstleistungen wie E-Mail-Services, Partnerbörsen, Erotik-Abos und Reisebuchungen", identifiziert der Verein die Sorgenkinder.

Nur auf Platz zwei der Beschwerdestatistik lagen im Vorjahr die vermeintlichen "Gratis"-Angebote. Hauptproblem ist hier die sogenannte "B2B"-Abzockfalle. Dabei wird vermeintlich günstige Outlet- und Konkursware angeboten. Die Kosten für die Anmeldung finden sich allerdings nur gut versteckt im Kleingedruckten. In der Folge werden Rechnungen und Mahnungen über Inkassobüros versendet, ohne dass sich die Konsumenten einer vertraglichen Verpflichtung bewusst gewesen wären. "Dabei werden die Betroffenen häufig gezielt eingeschüchtert", warnt der Internet-Ombudsmann.

An dritter Stelle der Beschwerde-Hitliste steht der Ärger über ausbleibende oder verspätete Lieferungen.

Ungewollte Abos

Auffällig war 2012 auch eine Häufung der Beschwerden "im Zusammenhang mit ungewollten Mehrwert-Abos sowie Web- oder Wap-Abos". Auf zahlreichen Websites oder in Apps sind Werbe-Banner für "Spaß"-Anwendungen wie "Teste deinen IQ" oder vermeintliche Gewinnspiele zu finden. Hierbei werden Zahlungsformen via Mobiltelefon von unseriösen Dienste-Anbietern für Kostenfallen missbraucht. Betroffen waren vor allem Jugendliche, die auf entsprechende Werbung in Spiele-Apps klickten und so unabsichtlich ein Abo abschlossen.

"Hinweise auf die Kostenpflicht der Dienste und auf den Abo-Abschluss sind auch hier meist nur versteckt im Kleingedruckten zu finden. Die böse Überraschung folgt spätestens bei Durchsicht der nächsten Handyrechnung", warnt der Ombudsmann. Die meisten Beschwerden in diesem Bereich richteten sich 2012 übrigens gegen den Dienste-Anbieter "Guerilla Mobile".

Besonders viele Beschwerden fassten 2012 folgende Anbieter aus: www.gmx.de (207 Fälle), www.grosshandel-angebote.de (108 Fälle) und www.top-of-software.de (99 Fälle). Weitere Problem-Firmen haben die Konsumentenschützer auf eine eigens eingerichtete Watchlist gesetzt.

Sorgenkind Datenschutz

Die größte Steigerung bei den Beanstandungen war mit einem Plus von 258 Prozent übrigens im Bereich Datenschutz zu verzeichnen. Hier handelte es sich in vielen Fällen um "Fake-Profiles" in sozialen Netzwerken, hauptsächlich in Verbindung mit Cybermobbing. Aber auch gehackte E-Mail-Accounts und widerrechtlich veröffentlichte persönliche Daten, wie zum Beispiel Fotos, Adressen und Privatnachrichten brachten viele Internetnutzer auf die Palme. "Der Internet Ombudsmann konnte zahlreichen betroffenen Personen bei der Entfernung der unerwünschten Inhalte helfen", betont das Experten-Team. "Durch die Kontaktaufnahme mit dem Plattform-Betreiber konnte die Löschung entscheidend beschleunigt werden."

Infos, Beratung und Watchlist auf der Website des Internet-Ombudsmann