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Hohe Ausfälle bei Franken-Krediten

Von Alexander Dworzak

Wirtschaft

Mehr als 9 Prozent der Franken-Kredite für Immobilien sind in Kroatien faul.


Zagreb/Wien. Was in Wien funktioniert, klappt in Budapest und Zagreb auch, dachten sich österreichische Banken. In allen drei Ländern wurde vor Ausbruch der Finanzkrise offensiv für Franken-Kredite geworben - auch in Kroatien hatte das schwerwiegende Folgen. Mehr als neun Prozent der meist an Privatpersonen vergebenen Franken-Immobilienkredite seien faul, während es sich bei den Euro-Krediten um vergleichsweise niedrige 3,5 Prozent handle, erklärt Gunter Deuber, Leiter des Osteuroparesearch der Raiffeisen Bank International, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Ein "systemisches Risiko" für die Kreditinstitute sieht er zwar nicht, solange der de facto festgesetzte Wechselkurs der kroatischen Kuna zum Euro hält. Um Bagetellbeträge handelt es sich dennoch nicht: Kredite über 37 Milliarden Euro wurden in Kroatien vergeben, 16 Milliarden entfielen davon auf private Haushalte und ganze acht Milliarden davon sind Hypothekarkredite - 40 Prozent des Betrags wurden in Franken vergeben.

Bei der Kredit-Vergabe seien die in Kroatien vertretenen österreichischen Banken - darunter Erste, Raiffeisen und Hypo Alpe Adria - "in der Regel etwas aggressiver" als französische oder italienische Konkurrenten vorgegangen, sagt Deuber: "In kaum einem anderen westeuropäischen Land wie Österreich war die Vergabe von Franken-Krediten an Private so verbreitet." Bis kurz vor Ausbruch der Finanzkrise galten die Kredite als äußerst beliebt. Die kroatische Notenbank hatte zu dieser Zeit bereits vor den Krediten gewarnt, ihr damaliger Gouverneur Zeljko Rohatinski verglich die Verschuldung in Franken mit Wetten.

Gegen die umgangssprachlich "Svicarac" ("Schweizer") genannten Kredite ziehen mittlerweile Bürger vor Gericht. Die "Vereinigung Franken" war gegen die Banken ins Feld gezogen, nachdem die Kreditraten infolge der Kursschwankungen des Franken zwischen 30 und 100 Prozent gestiegen waren; für kommende Woche wird das Urteil erwartet.

Kroatiens Regierung versuchte bereits vor zwei Jahren gegenzusteuern und einigte sich mit den Banken auf ein Hilfsprogramm für Franken-Schulder. Für Wohnbaukredite - sie machen 40 Prozent der Privatkredite aus - wurde der Wechselkurs vom Franken zur Kuna mit 1:5,8 für fünf Jahre eingefroren; derzeit beträgt der reale Wechselkurs 1:6,10.

Euro-Bindung im Fokus

Für noch wichtiger als die Franken-Thematik erachtet Birgit Niessner, Chief Analyst der Erste Bank, die Anbindung der Kuna an den Euro. "Dies ist historisch bedingt durch die Arbeitsmigration, dank der viel Geld ins Land geflossen ist. Die Nationalbank hält dieses Prinzip hoch." Wachstum über eine Abwertung der Kuna sei somit aber nicht möglich.