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Der gläserne Kunde

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
Geschützte Daten? Kundeninformationen werden oft ohne Zustimmung verwendet.
© fotolia/Calado

Daten werden weitergegeben, ohne dass Kunden das wissen oder wollen.


Wien. Haben Sie heute schon online eingekauft? Welche persönlichen Daten mussten Sie dafür preisgeben? Und wie hält es Ihr Online-Händler mit dem Datenschutz? Wenn Sie diese Fragen nicht beantworten können, sollten Sie sich künftig schlau(er) machen. Denn: "Heute wird eine Fülle von Daten erhoben, gespeichert und analysiert, und das oft ohne Zustimmung des Kunden", warnen die Experten des Europäischen Verbraucherzentrums (EVZ). "Ihre Daten werden an fremde Personen und Unternehmen weitergegeben, ohne dass Sie das wissen oder wollen."

Selbst wenn ein Einkauf oder eine Anfrage längst abgeschlossen ist, kommt es vor, dass die persönlichen Daten beim betreffenden Unternehmen weiterhin verwendet werden, so die Konsumentenschützer. "Ihre Daten könnten morgen schon mit weiteren Informationen wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Und schon sind Sie gläsern!"

"Big Data" macht Konsumenten berechenbar

Keine Frage, Kundendaten sind für den Handel Gold wert. Ob per Kundenkarte offline oder mit dem Warenkorb online - "Big Data" macht Konsumenten längst, wenn schon nicht gläsern, so doch berechenbar.

Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ) hat deshalb im Zuge der Studie "Kundendatenschutz in der EU" die Websites von 70 Unternehmen - von A wie Amazon bis Z wie Zalando - unter die Lupe genommen. Untersucht wurde, wie diese Onlinehändler es mit dem Kundendatenschutz halten. Das Fazit der Studie ist ernüchternd: "Die untersuchten Websites sind überwiegend kundenunfreundlich und beinhalten etliche Verstöße gegen das geltende Datenschutzrecht."

So sei die Durchsicht der meisten Datenschutzerklärungen äußerst zeitraubend und aufwendig. "Der Kunde muss die Erklärung sowie weitere eingebundene Erklärungen oft auf der Website und auf verlinkten Unterseiten mühsam suchen", kritisiert das EVZ. Besonders bei der Weitergabe persönlicher Daten an unbestimmte Dritte werden die Kunden "von der Masse an Einwilligungs- und Datenweiterleitungstatbeständen überfordert". Zudem wird den gesetzlichen Hinweispflichten meist nicht vollständig nachgekommen.

Um diesen Missständen ein Ende zu bereiten, haben die Verbraucherschützer nun einen Forderungskatalog formuliert. Sie wollen damit einen Beitrag zur Diskussion um die neue Datenschutz-Grundverordnung der EU leisten.

Die Zeit drängt: Noch vor den EU-Parlamentswahlen im kommenden Mai wollen EU-Kommission, Rat und Parlament Einigkeit über die Datenschutzverordnung erzielen. Die wichtigsten Forderungen der Verbraucherschützer lauten:

Durch höhere Datenschutzstandards soll garantiert werden, dass sich der Kunde auf die Einhaltung des Datenschutzes verlassen kann, unabhängig davon, in welchem Land er einkauft.

Datenschutzerklärungen müssen klarer formuliert, und von den Kunden leichter gefunden werden können.

Kunden müssen künftig erkennen können, an wen ihre Daten weitergegeben werden.

Es muss vermieden werden, dass Informationen, die der Kunde preisgibt, zusammengeführt und von Unternehmen kombiniert werden.

Der Kunde muss schnell, einfach und umfassend erfahren können, welche Daten über ihn gespeichert sind.

Recht auf "Vergessenwerden": Der Kunde muss die Möglichkeit haben, dass seine Daten berichtigt, geändert und vor allem gelöscht werden. Doch nicht nur die Politik, auch die Konsumenten sind angesichts der Datenflut gefordert, so die Verbraucherschützer: "Letztlich entscheidet jeder ganz allein über die Verwendung seiner Daten. Dazu muss man aber den Schutz der persönlichen Daten ernst nehmen und die Kontrolle darüber behalten."

Tipps für persönlichen Datenschutz

Jeder kann seinen persönlichen Datenschutz mit einfachen Mitteln erheblich verbessern. Das Europäische Verbraucherzentrum rät:

Verwenden Sie sichere Passwörter.

Nutzen Sie nur gesicherte Verbindungen.

Loggen Sie sich immer aus.

Löschen Sie die Chronik und Daten ihres Browsers.

Seien Sie vorsichtig mit Plug-Ins.

Machen Sie Ihre IP-Adresse unkenntlich.

Nutzen Sie nur vertrauenswürdige Hotspots.

Aktivieren Sie Firewalls und Virenscanner.

Schränken Sie die Benutzerrechte auf ihrem PC ein.

Erstellen Sie eine anonyme E-Mailadresse.

Verschlüsseln Sie Ihre Festplatte.