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Digitale Heimat für Beschwerden

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

WutundGut sieht sich als moderne Schlichtungsstelle im 2.0-Zeitalter.


Wien. Als Konsument kann man sich gar nicht genug aufregen. Verspätete Verkehrsmittel, inkompetente Verkäufer, schlampige Handwerker, unfreundliche Kellner - jeder von uns hat so seine Erlebnisse. Ein anonymes Posting auf Online-Plattformen lädt zum Dampf-Ablassen ein, gibt dem betreffenden Unternehmen aber keine Möglichkeit zu reagieren und den Kunden wieder milde zu stimmen.

Konsumenten und Firmen auf einer seriösen Basis zusammenzubringen, ist das Ziel der
Online-Plattform "WutundGut", eine Initiative des Marktforschungsinstituts Marketagent. Ursprünglich als reine Beschwerdeplattform konzipiert, können auf www.wutundgut.at seit kurzem negative und positive Erlebnisse ausgetauscht werden. "WutundGut ist keine Denunzianten-
Bühne. Wir setzen bewusst auf Lob und Kritik", betont Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Er hat die dialogorientierte Service-Plattform gemeinsam mit Werberin Ulli Helm gegründet.

Schummeln verboten

So wie bei allen anderen Social-Media-Sites eröffnet der User einen Account und kann sodann seine Service-Erlebnisse in Form von "Wutings" oder "Gutings" posten. Ein Administrator prüft die Einträge auf Authentizität und "Netiquette". Beleidigende Äußerungen oder Beschimpfungen gehen nicht ins Netz. Dass sich haufenweise User mit falschem Namen und Adresse registrieren könnten, um dann eifrig Werbung zu betreiben oder ein Unternehmen gezielt schlechtzumachen, glaubt Schwabl nicht: "Man muss kein Nobelpreisträger sein, um die zu überlisten."

Bei besonders heftigen Beschwerden oder Anschuldigungen müssen außerdem Nachweise mitgeliefert werden, etwa Fotos. "Im Sinne der Fairness für beide Seiten legen wir größten Wert auf wahrheitsgetreue Erlebnisse", betont Schwabl.

Die Postings werden dann an die Verantwortlichen in den jeweiligen Firmen mit der Bitte um Stellungnahme weitergeleitet. Im Idealfall wird das Problem gelöst und wieder Frieden hergestellt - für das Image des Unternehmens ein Segen. "Kunden, deren Beschwerde positiv behandelt wurde, geben ihre Erfahrung an durchschnittlich fünf Personen weiter", weiß Schwabl. WutundGut wolle enttäuschten Konsumenten Gehör verschaffen und ihre Anliegen zu den richtigen Ansprechpartnern bringen, damit sie das bekommen, was sie verdienen: Aufmerksamkeit, eine Entschuldigung oder vielleicht sogar Entschädigung.

Leistungen würdigen

Viele Menschen wollen aber auch einmal etwas Positives loswerden, eine besondere Leistung würdigen, freundliche oder hilfsbereite Mitarbeiter öffentlich vor den Vorhang holen. Schwabl: "Es wäre falsch zu glauben, die Welt bestehe nur aus querulanten Miesmachern. Wir werden beweisen, wie weit verbreitet positive Anerkennung ist."

Seit dem Start der Beta-Version von WutundGut vor zwei Wochen ist bereits in bunter Mix aus über 100 Postings eingegangen, Lob und Tadel halten sich die Waage. Was den Markt- und Meinungsforscher erstaunt hat: "Es geht kultivierter zu, als wir geglaubt haben." Mit interessierten Firmen werden bereits erste Gespräche geführt. Geplant ist, schon bald mit der Vollversion live zu gehen. Dann will Schwabl auch schon einige Business-Partner im Boot haben.