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Handys länger klingeln lassen

Von Andrea Möchel

Wirtschaft

Handys und Smartphones werden viel zu schnell entsorgt. Dabei kann man sogar defekte | Geräte mithilfe von Reparaturanleitungen der Online-Plattform iFixit häufig selbst reparieren.


Wien. Wie lange haben Sie Ihr Handy schon? Ein Jahr? Zwei Jahre? Dann spielen Sie doch sicher mit dem Gedanken, das "alte" Handy durch ein neueres Modell zu ersetzen. Obwohl: "Die Nutzungsdauer von Handys und Smartphones hat wenig mit ihrem tatsächlichen Lebenszyklus zu tun", geben die Experten der Arbeiterkammer in ihrer Broschüre "Handys und ihre Lebensdauer" zu bedenken. "Mobilfunkverträge mit subventionierten Neugeräten im Zwei-Jahres-Rhythmus und der rasche Modellwechsel, bei dem oft relativ geringe Änderungen als revolutionäre Neuerungen verkauft werden, schüren die Nachfrage. Ob ein tatsächlicher Bedarf vorhanden ist, steht auf einem anderen Blatt."

Reparieren statt wegwerfen

Der häufige Handywechsel belastet auch die Geldbörsen. "Es ist leicht nachzurechnen, dass das Null-Euro-Handy bei Berücksichtigung der Gesamtkosten nicht jenes Schnäppchen ist, als das es präsentiert wird", warnen die AK-Experten. Doch wer einen längeren Nutzungszeitraum seines Gerätes erreichen will, muss einige Dinge beherzigen.

Das beginnt schon bei der Kaufentscheidung. "Der alte Spruch, wer billig kauft, kauft zweimal, trifft bei Handys schon auch zu", sagt Matthias Huisken von der Reparatur-Plattform iFixit, einer Art Wikipedia für Reparaturen. "Ein hoher Preis ist allerdings keine Garantie für eine gute Reparierbarkeit des Gerätes. Zum Glück gibt es Möglichkeiten, sich vorab zu informieren." So zerlegen die Experten von iFixit regelmäßig die neuesten Geräte und bewerten deren Reparierbarkeit nach einem Punktesystem.

Die Idee zur Selbstreparatur von Elektrogeräten kommt aus den USA. Bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Produkte, vom iPhone bis zum Auto, sollen dabei helfen, mit etwas Mut und handwerklichem Geschick Geräte selbst wieder instand zu setzen.

Seit wenigen Monaten betreiben die beiden Deutschen Matthias Huisken und Matthias Mayer, das erste europäische iFixit-Reparaturportal samt Webshop, in dem man Werkzeuge und Ersatzteile für technische Geräte kaufen kann. Der Versand erfolgt derzeit in 30 europäische Länder. "Österreich gehört zu unseren Top-Five-Ländern, mit einer stetig wachsenden Community", so Huisken.

Kampf dem Elektroschrott

Ein großer Teil der Anfragen an iFixit betrifft defekte Handys. Huisken: "Wir haben derzeit rund 2000 Reparaturanleitungen für Handys und Smartphones und verkaufen zumindest 200 unterschiedliche Ersatzteile." Ganz wichtig sei der Verkauf von Spezialwerkzeug, denn manche Hersteller wie zum Beispiel Apple verwenden Schraubsysteme, die man nur mit speziellen Schraubenziehern öffnen kann. "Diese sind im normalen Handel nicht zu beziehen", sagt Huisken. "Bei uns bekommt man sie und kann so eine eigentlich einfache Reparatur wie einen Akkuwechsel selbst durchführen."

Ein problemloser Wechsel des Akkus ist bei jenen Geräten möglich, bei denen der Akku sichtbar ist, sobald man den Deckel abnimmt. Bei anderen Modellen - nicht selten vom selben Hersteller - muss man hingegen die gesamte Hauptplatine ausbauen, um zum Akku zu gelangen. "Der Worst Case für uns ist aber, wenn die Hersteller Komponenten fest in die Geräte einkleben", so Huisken. "Diesen wachsenden Trend betrachten wir mit großer Sorge, denn so werden die Anstrengungen, Altgeräte zu recyceln und die Komponenten sortenrein zu trennen und zu entsorgen, natürlich zunichte gemacht."

Verbraucher sollten bei häufigem Handywechsel nicht nur die Kosten bedenken: Unsere Wegwerfgesellschaft blendet gern aus, dass ausrangierte Geräte nicht sang- und vor allem schadstofflos verschwinden. Stattdessen landet der Elektroschrott oft illegal auf den Müllhalden Afrikas, wo er von den Menschen vor Ort, darunter sind viele Kinder, mit bloßen Händen zerlegt wird - mit verheerenden Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt.

Wissen

So steigern Sie die Lebenserwartung Ihres Handys:

Mit einer Hülle aus Stoff, Kunststoff etc. kann man das Gehäuse und das Display vor Sonneneinstrahlung und Kratzern schützen.

Handys nicht in engen Hosentaschen tragen, sonst besteht Bruchgefahr.

Nicht in offenen Brust- oder weiten Hosentaschen tragen, das Handy kann so leicht herausfallen.

Vor Nässe und Schweiß schützen (Korrosionsgefahr bei elektronischen Bauteilen), ebenso vor Staub und Sandkörnern.

Bei der ersten Inbetriebnahme den Akku vollständig aufladen. Danach immer bei ca. 90 Prozent Ladestand abstecken.
Vollständige Entladung vermeiden.

Nachladen zwischendurch verkürzt die Lebensdauer nicht.

Nicht über Nacht am Ladegerät hängen lassen.

Original-Ladegeräte verwenden oder solche von bekannten Drittanbietern, deren Leistung auf den Akku und das Gerät abgestimmt ist.

Quelle: AK-Broschüre "Handys
und ihre Lebensdauer" kostenlos herunterladen auf der Website www.arbeiterkammer.at