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Online-Greißler am Start

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Hauszustellung als Knackpunkt: Was tun, wenn der Kunde nicht zuhause ist?
© Joe Carini/Design Pics/Corbis

Pfeiffer will über Webshop bestellte Lebensmittel liefern oder in Abholstationen bringen - Lieferung am selben Tag nimmt zu.


Wien. Zwar werden derzeit weniger als ein Prozent der Lebensmittel per Mausklick bestellt - in den nächsten zehn Jahren wird der Anteil aber kräftig steigen. "E-Commerce wird auch im Lebensmittelhandel die Art, wie wir einkaufen, grundlegend verändern", sagt Markus Böhm, Geschäftsführer der oberösterreichischen Handelsgruppe Pfeiffer (Unimarkt, Zielpunkt). Böhm rechnet mit bis zu 30 Prozent Onlineanteil in zehn Jahren, die Berater von E&Y erwarten in Deutschland zehn Prozent Anteil bis 2020.

Pfeiffer investiert nun einen siebenstelligen Betrag in den Webshop und die Logistik und will "Marktführer bei online bestellten Lebensmitteln in -sterreich werden", so Böhm. Ab Mittwoch geht eine Abholstation in der Konzernzentrale in Traun in Betrieb, bei der Pfeiffer-Mitarbeiter über den Unimarkt-Webshop Lebensmittel bestellen und wenige Stunden später mit einem per SMS zugesendeten Code aus einem Fach mitnehmen können. Die Station ist mit Fächern in drei Kühlzonen ausgestattet - für das Trockensortiment, gekühlte sowie Tiefkühlprodukte. Heuer sind zwei zusätzliche Stationen in Linz geplant, bevor 2015 weitere Standorte in Betrieb gehen sollen.

Ab Herbst wird Pfeiffer zudem oberösterreichische Haushalte beliefern; im Winter startet die Zustellung am selben Tag in den Ballungszentren Wien und Linz - beides in Kooperation mit der Post. Wer bis 12 Uhr bestellt, kann ein Lieferfenster zwischen 17 und 21 Uhr wählen. Bei der Lieferung können allerdings keine Tiefkühlprodukte bestellt werden, da die Produkte in einer gemeinsamen Box gebracht werden, die die Innentemperatur bis zu 18 Stunden lang konstant hält. Die Box nimmt der Postler wieder mit, das Service soll auf ganz -sterreich ausgeweitet werden.

Preise wie im Supermarkt

Zielgruppe sind Kunden, die nicht genügend Zeit oder Lust zum Einkauf im Supermarkt haben oder die keinen Nahversorger in der Nähe haben. Abholstationen könnten die Greißler am Land ersetzen, so Böhm. Die Produkte im Onlineshop bei Pfeiffer kosten gleich viel wie in den Filialen. Lieferkosten fallen bei Pfeiffer nur bei Bestellungen mit einem Warenwert unter 20 Euro an.

Zum Vergleich: Im Billa-Onlineshop kostet die Lieferung innerhalb Wiens pro 50 Kilogramm 5,99 Euro, für das Wiener Umland 8,99 Euro. Für die Abholung in zwei Wiener Billa-Filialen wird ein Euro Servicegebühr verlangt. Seit Jahresbeginn können Kunden in Wien und Wien Umgebung via "Same Day Delivery" bis 10 Uhr am Vormittag bestellen und bekommen die Ware am selben Tag zwischen 18 und 21 Uhr geliefert. "Dieser Service wird von unseren Kunden besonders oft genutzt", sagt Billa-Vorstand Josef Siess.

Konkurrent Spar verkauft online derzeit keine Lebensmittel - außer Wein. In den Startlöchern soll Internetriese Amazon scharren, der in den USA seit 2007 unter "Amazon Fresh" Lebensmittel liefert. Laut Medienberichten soll Amazon über Lagerflächen und Lkw-Flotten in Deutschland, -sterreich und Nachbarländern verhandeln und im September seinen Lieferdienst starten wollen.

Wie eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey & Company ergeben hat, dürfte der Markt für Same Day Delivery (Lieferung am selben Tag) schneller wachsen als der Internethandel insgesamt - und von derzeit ein Prozent bis zum Jahr 2020 in Westeuropa auf 15 Prozent des Umsatzes mit Standardpaketen klettern. Same Day Delivery "verbindet die Bequemlichkeit des Onlineeinkaufs mit der sofortigen Produktverfügbarkeit des stationären Handels", so Thomas Netzer von McKinsey Deutschland.

Erheblicher Logistikaufwand

Jeder zweite Kunde sei bereit, bei einem Einkaufswert von 59 Euro für eine taggleiche Zustellung sechs bis sieben Euro zu bezahlen, wie eine Befragung unter mehr als 1000 Konsumenten aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Schweden ergeben hat. Mehr als 70 Prozent würden 3,50 bis 4,50 Euro ausgeben. Die Zustellung sollte nicht mehr als zehn Prozent des Einkaufswertes ausmachen, heißt es.

Multikanalhändler, die sowohl mit stationären Läden als auch im Internet mit einem Shop vertreten sind, können mit der Lieferung am selben Tag stärker am Boom des Onlinehandels teilhaben und so Kunden zurückgewinnen, heißt es von McKinsey. Die Berater weisen allerdings darauf hin, dass sich Händler keine langen Transportwege leisten können, wenn sie taggleich liefern wollen. Während Multikanalhändler mit ihren Filialen in Städten bereits präsent sind, müssten Onlinehändler zunächst ein Netz an lokalen Lagern aufbauen. Innerhalb weniger Stunden müssen die Bestellungen kommissioniert, verpackt und ausgeliefert werden, was erheblichen Aufwand in der Logistik bedeutet. Außerdem müssten Händler zuverlässig angeben können, ob das gewünschte Produkt vorrätig ist.

Gleichzeitig kann die Lieferung am gleichen Tag die Position von Onlineshops gegenüber stationären Läden stärken, sagt Studien-Koautor Jan Krause: "Wenn der Nachteil der Lieferzeit wegfällt, kann Onlineshopping seine Stärken in Form von größerer Auswahl und oft niedrigeren Preisen perfekt ausspielen."