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BIZ-Chef plädiert für Straffung der Geldpolitik

Von WZ Online

Wirtschaft

In einer Rede warnt Jaime Caruana vor der Lockerung des Stabilitätspaktes.


Basel. Auch fast sechs Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise befindet sich insbesondere Europas Bankensektor nach Einschätzung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich weiter in einer kritischen Situation. Weltweit habe die Branche zwar wieder recht gut Tritt gefasst, allerdings bleibe die Lage gerade in Europa angespannt, heißt es im Jahresbericht der "Bank der Zentralbanken". Der Handlungsbedarf sei weiter groß, um die Banken widerstandsfähiger und ihre Geschäftsmodelle langfristig tragfähig zu machen.

In seiner Ansprache anlässlich der Generalversammlung am 29. Juni präsentierte der Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Jaime Caruana, drei Schritte, die einen weltweiten Wirtschaftsaufschwung begünstigen sollen. Erstens, die Abkehr von einem auf Schulden beruhenden Wachstum zugunsten eines nachhaltigeren Wachstums, zweitens die Normalisierung der Geldpolitik und drittens die Sicherstellung eines verlässlicheren Finanzsystems.

"Seit einigen Jahrzehnten sind Schulden ein wichtiger Wachstumsmotor. In zahlreichen Volkswirtschaften haben Finanzbooms zu einer erheblichen Fehlallokation von Ressourcen geführt. Darüber hinaus verschleierten diese Booms eine Erosion des Wachstumspotenzials und in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften einen Trendrückgang des Produktivitätswachstums, der schon vor Jahrzehnten eingesetzt hat", sagte Caruana.

Straffung der Geldpolitik

Weiters stoße die lockere Geldpolitik an ihre Grenzen. Der BIZ-Chef kritisiert indirekt die EZB für eine zu flexible Auslegung der Stabilitätspakts. Er spricht sich für eine Straffung der Geldpolitik aus.

Bei der Stärkung der Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems seien erhebliche Fortschritte erzielt worden. "Die Banken haben ihre Finanzkraft teilweise stärken können. Im Allgemeinen haben sie ihre Eigenkapitalausstattung aufgestockt, um die strengeren regulatorischen Anforderungen zu erfüllen", so Caruana. Insbesondere dank besserer Erträge konnten die Banken ihre Eigenkapitalbasis erhöhen, doch einzelne Schwachstellen und Unsicherheiten bestehen fort, vor allem in Europa. Obwohl sich die Ertragslage insgesamt verbessert habe, seien für zahlreiche Institute die hohen Schuldenstände von Staaten und privaten Haushalten nach wie vor ein Problem. Auch die Einzelratings sind immer noch schwach. Und die Anleger ziehen die Qualität der Forderungsbestände weiterhin in Zweifel. In einigen Volkswirtschaften, die von den Folgen der Krise weitgehend verschont blieben, haben Finanzbooms neue Schwachstellen geschaffen.

Rede von BIZ-Chef Jaime Caruana (PDF)Jahresbericht BIZ 2013/2014 (PDF)