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Wechselstube auf Rädern

Von Alexander Maurer

Wirtschaft

Der Euro-Bus tauscht auf seiner Reise auch dieses Jahr wieder alte Schillingmünzen und -scheine um.


Wien. Der Euro-Bus fährt seit diesem Monat wieder und tourt im bereits dreizehnten Jahr durch ganz Österreich. Sein Ziel: All die verstreuten Schilling umzutauschen, die noch versteckt bei den Österreichern schlummern. Initiator Martin Taborsky von der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) erinnert sich noch lebhaft an die Anfänge: "Wir haben uns damals, im Jahr 2002, gefragt: ,Wie können wir den Leuten den Kontakt zur Nationalbank noch einfacher und unproblematischer machen?‘ Die Idee war, einen alten Bus anzumieten, eine Kassa einzubauen und damit durch die Lande zu fahren, um die letzten Schilling-Bestände einzusammeln. Das war auch sehr erfolgreich und nach der Tour dachten wir, wir müssten das nie wieder machen." Weit gefehlt: Die Nachfrage nach dem Euro-Bus war derart groß, dass Tour auf Tour folgte. "Wir haben festgestellt, dass diese Art von Service für die Bürger wahnsinnig wichtig geworden ist."

"Der Bodensatz tröpfelt nach und nach hinein"

Der Erfolg ist eindeutig: In den vergangenen zwölf Jahren haben mehr als 774.000 Österreicher insgesamt knapp 523 Millionen Schilling in Euro umgewechselt. Zwar werden die Beträge, die zum Euro-Bus gebracht werden, kleiner, trotzdem hält sich der Durchschnitt konstant bei etwa 1500 Schilling pro Kunde, so Taborsky. Die Bandbreite reicht dabei von einigen wenigen Schilling bis zu Beträgen von 100.000 Schilling, die Bürger gegen Euro eintauschen. Es befinden sich noch 8,3 Milliarden Schilling im Umlauf, diese machen lediglich drei Prozent, quasi den "Bodensatz" des ursprünglichen Umlaufvolumens aus. Dieser "tröpfle" nach und nach hinein. Das liegt auch daran, dass viele Bürger lieber auf die jährliche Euro-Bus-Tour warten, anstatt ihr Geld in den Landesbanken oder der Nationalbank einzuwechseln.

"Der Falschgeldumlauf ist in Österreich sehr gering"

Neben dem Wechselservice bietet der Euro-Bus der Bevölkerung die Möglichkeit, sich vor Ort mit ihren Fragen an Ansprechpartner der OeNB zu wenden. In der Euro-Sicherheits-Straße werden unter anderem Informationen zu Bargeldsicherheit und Euro-Zahlungsverkehr geboten. Volksschulkinder können auf der Euro-Kids-Tour mehr über Geld und den Euro lernen.

Die diesjährige Tour steht im Zeichen der neuen 10-Euro-Note, die ab 23. September in Umlauf kommen wird. Mit dem Rezept "Fühlen-Sehen-Kippen" werden wie beim 5-Euro-Schein im Vorjahr die fünf verbesserten Sicherheitsmerkmale der Euro-Note präsentiert. Außerdem sind alle Scheine der neuen "Europa-Serie" mit einer dünnen Lackschicht überzogen, um haltbarer gemacht zu werden, wie Martin Taborsky erklärt. "Die Lebensdauer von Banknoten sinkt umgekehrt proportional zum Wert. Während 500-Euro-Scheine fast ewig in Umlauf bleiben, passt man auf 5-Euro-Scheine nicht ganz so gut auf." Die höhere Umlaufrate von "kleineren" Scheinen trägt ihr Übriges dazu bei.

Das Falschgeldaufkommen in Österreich bewertet der Euro-Bus-Chef weiterhin als sehr gering. Da nach Schätzungen nur bei jeder millionsten Transaktion Falschgeld im Spiel sei, kämen Privatpersonen durchschnittlich "einmal in 800 Jahren" mit Euro-Blüten in Kontakt.

Schilling tauchen an den ungewöhnlichsten Orten auf

Geschichten hinter dem Geld gibt es viele, von traurigen bis zu herzig-lustigen. "Stammkunden sind beispielsweise Pfarrer aus verschiedenen Gemeinden, die immer wieder Schilling im Klingelbeutel finden", erzählt Taborsky. Oft werden auch Scheine in alter Sportbekleidung wie Skihosen oder Sporttaschen gefunden. Überraschende Entdeckungen können auch bei Büchern passieren, die man geschenkt bekommen, aber gleich ins Regal gestellt hat. "Wenn man dann nach vielen Jahren erstmals hineinschaut, kommt man drauf, dass das eigentliche Geschenk nicht das Buch, sondern die darin eingelegten Schilling-Scheine waren."

Alte 500er und 1000er werden 2018 wertlos

Ein wichtiges Datum für alle, die noch altes Geld bei sich haben, ist übrigens der 20. April 2018. Bis dahin sollten alle "alten" 500-Schilling-Scheine (mit dem Abbild Otto Wagners) und 1000-Schilling-Scheine (mit dem Abbild Erwin Schrödingers) umgetauscht werden, da sie dann ihren Wert verlieren. Alle anderen Münzen und Noten, die man bei der Euro-Einführung im Geldbörserl hatte, können "ewig" umgetauscht werden, versichert Taborsky.

Der "letzte Schilling" wird laut dem Euro-Bus-Initiator nie eingesammelt werden. "Das liegt auch daran, dass viel von dem Geld, das sich im Umlauf befindet, nicht mehr existiert, beispielsweise durch Brände vernichtet wurde." Unklar ist auch, wie viel Schilling sich als umgetauschtes Urlaubsgeld noch außerhalb Österreichs befinden. "Wir haben zwar das Geld ganz gut unter Kontrolle, aber es meldet sich leider nicht ab, wenn es ins Ausland geht." Dass es den Weg zur Nationalbank doch noch zurückfindet, könne man nie ganz ausschließen. Bis 19. September ist der Euro-Bus noch in ganz Österreich mit 60 Stationen unterwegs.

Termine der Euro-TOur

24. Juli Salzburg, Mirabellplatz/Schlosshof

31. Juli Klagenfurt, Landhaushof

6.August Graz, Tummelplatz

18. August Bregenz, Sparkassenplatz

22. August Innsbruck, Burggraben/Franziskanerplatz

1. September St. Pölten, Rathausplatz

12. September Eisenstadt, Domplatz

18. September Wien, Michaelerplatz

Eine Liste aller 60 Euro-Bus-Stationen und weitere Informationen finden Sie unter:

http://www.oenb.at/Ueber-Uns/Initiative-Finanzwissen/Euro-Bus.html