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Drum prüfe, wer auf Rechnung zahlt

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Online-Kartenzahlung nimmt zu - nun wird die Bankomatkarte für Internet-Einkäufe adaptiert.
© ldprod

Mit einer Bonitätsprüfung während des Online-Kaufs können Händler Zahlungsausfälle minimieren.


Wien. Der Warenkorb im Onlineshop ist gefüllt, jetzt geht es zur Kasse. Zuerst muss der Kunde Name und Adresse eintippen, im nächsten Schritt wählt er die Zahlungsvariante aus. Binnen weniger als einer Sekunde läuft bei Händlern wie Zalando zwischen diesen Schritten im Hintergrund eine Prüfung, die darüber entscheidet, welche Zahlungsvarianten dem Kunden angeboten werden. Neben der Identität wird auch die Bonität des Kunden geprüft. Bei einer schlechten Bonität werden statt Kauf auf offene Rechnung andere Zahlungsmethoden angeboten.

"Vor allem bei hohen Summen im Zuge von Erstbestellungen ist erhöhte Aufmerksamkeit von Seiten des Händlers erforderlich", warnt Boris Recsey, Geschäftsführer der Kreditauskunftei Crif in Österreich, vor Zahlungsausfällen. Besonders bei elektronischen Geräten, die leicht weiterverkauft werden können, sei das Betrugsrisiko hoch.

Bonität entscheidet über angebotene Zahlungsvarianten

Crif ist hierzulande einer unter mehreren Anbietern von Bonitätsauskünften. Die Daten bezieht Crif einerseits von Adressverlagen, andererseits arbeitet das Unternehmen mit 70 Inkassobüros zusammen, erklärt Recsey. Inkassomeldungen verschlechtern die Bonität - und auch statistische Werte wie das Alter werden ins Scoring mit einbezogen. Beispielsweise sind jüngere Kunden laut Statistik säumiger als ältere beim Bezahlen ihrer Rechnungen. "Es wird aber sicher niemand als Kunde nur deswegen abgelehnt, weil er in einer ,schlechten‘ Wohngegend lebt, jung oder männlich ist", betont Recsey. Welches Scoring notwendig ist, damit ein Kunde auf Rechnung bezahlen kann, sei die Entscheidung des Händlers. Dabei spielt auch eine Rolle, ob es sich um einen neuen oder einen Bestandskunden handelt.

Ist Bezahlung zu kompliziert, brechen viele den Kauf ab

Den Händlern entgehe beträchtliches Umsatzpotenzial, wenn Kauf auf Rechnung nicht angeboten wird, heißt es von Crif. "Je einfacher und sicherer der Bezahlvorgang, desto niedriger die Abbruchquote. Ein optimierter Bezahlvorgang kann die Umsätze für Händler deutlich erhöhen", sagt Christian Schicker, Marketingleiter von Mastercard in Österreich. "Bezahlen ist einer der Hauptgründe, warum Transaktionen im Internet abgebrochen werden", sagt Schicker. International brechen demnach rund 38 Prozent der Kunden den Bestellvorgang ab, weil die Bezahlung zu aufwendig ist oder der Prozess zu unsicher erscheint.

Rechtlich ist die Überprüfung der Identität und Bonität von Kunden erlaubt, sagt Stephan Grad, Vorstand des österreichischen E-Commerce-Netzwerks aCommerce-Team: "Ein Absatz hierzu in den AGBs ist ausreichend, dass bei begründetem Interesse ein Konsument überprüft werden kann." Ermittelt wird die Bonität anhand von Vor- und Nachname, Adresse sowie meistens auch Geburtsdatum, um Verwechslungen möglichst auszuschließen. Ein Hinweis darauf findet sich meist unter dem Thema "Datenschutz" auf zahlreichen Websites von Amazon über Esprit und Intersport bis Zalando.

Einen Einfluss auf die Bonität haben Inkassomeldungen aufgrund von unbestrittenen Forderungen nach zwei Mahnungen und einer Fälligstellung des Inkassobüros oder Anwalts. Je länger die Inkassomeldung zurückliegt, desto weniger stark werde sie gewichtet, erklärt Recsey. Nach sieben Jahren wird der Eintrag aufgrund gesetzlicher Vorgaben gelöscht. Einmal pro Jahr haben Kunden das Recht auf kostenlose Selbstauskunft, welche Daten über sie gespeichert sind. Diese Information muss ihnen innerhalb von acht Wochen zur Verfügung gestellt werden.

Künftig können Kunden mit Bankomatkarte online zahlen

Während in Großbritannien laut Schicker die Kreditkarte beim Bezahlen im Internet führend ist, ist in Österreich nach wie vor der Kauf auf Rechnung die beliebteste Zahlungsvariante. Danach folgen Alternativen wie Kreditkarte, Paypal oder Sofortüberweisung. Auch per Vorauskasse zahlen Kunden ungern, weil sie ein Risiko für den Konsumenten darstellt, wenn die Lieferung nicht ankommt.

Die Kartenzahlung im Internet legt derzeit kräftig zu, heißt es von Mastercard. Bald sollen Kunden nicht nur mit Kreditkarte, sondern auch mit Bankomatkarte im Internet einkaufen können. Mit 8,9 Millionen ausgegebenen Karten ist die Maestro-Bankomatkarte deutlich verbreiteter als die Kreditkarte (2,5 Millionen). Die Bezahlung mit Maestro-Bankomatkarte wird wie beim Onlinebanking mit einem für wenige Minuten gültigen Code bestätigt.

Ende 2014 sollen die 15 größten E-Commerce-Anbieter - darunter beispielsweise die Österreichischen Lotterien und die Wiener Linien - das Zahlen mit Bankomatkarte im Internet ermöglichen, so das Ziel von Mastercard.

Bis Jahresende stellen Erste Bank und Bank Austria 1,9 Millionen Karten um, Ende 2016 sollten alle österreichischen Banken nachgezogen haben. Auf den neuen Karten ist beispielsweise das Gültigkeitsdatum abzulesen. Für Händler sei die Abwicklung einer Bankomatkartenzahlung günstiger als Kreditkartenzahlung.