London/Amsterdam. (is/reu) Wer schluckt wen? In der Brauerei-Branche, die von wenigen Giganten beherrschtenwird, tobt ein heftiger Übernahmekampf. Dem belgisch-amerikanischen Weltmarktführer Anheuser-Busch InBev (AB InBev) werden schon lange Ambitionen auf eine Übernahme der Nummer zwei der Bierbranche, des britischen Unternehmens SABMiller, nachgesagt. Um das zu verhindern, hatte der britische Konzern seinem niederländischen Rivalen Heineken jüngst ein Kaufangebot unterbreitet. Doch die Holländer lehnten dankend ab. Damit hat AB InBev nun gute Karten in der Hand. Das glauben offenbar auch die Investoren. Die Hoffnung auf eine milliardenschwere Fusionder Marktführer beflügelte am Montag die Aktienkurse: SAB zog elf Prozent an, Heineken drei Prozent. AB InBev verteuerte sich um 2,9 Prozent, der viertgrößte schwedische Bierproduzent Carlsberg kletterte um 2,3 Prozent.
Heineken hatte in der Früh einen Bericht der Agentur "Bloomberg" bestätigt, wonach SAB sein Kaufinteresse bekundet habe. Heineken - zu dem auch die Brau Union Österreich AG gehört - habe nach Rücksprache mit der Gründerfamilie, die fast 50 Prozent der Aktien hält, aber zurückgewiesen. Man wolle eigenständig bleiben, hieß es. Weitere Details wurden nicht genannt. Doch dürfte es um einen Milliarden-Deal gegangen sein: Als weltweite Nummer dreibei einem Marktanteil von neun Prozent wird der Börsenwert von Heineken mit 34 Milliarden Euro beziffert. Der Konzern ist in 70 Ländern tätig, seine mehr als 80.000 Mitarbeiter erwirtschafteten im Vorjahr einen Umsatz von 19 Milliarden Euro. Der Marktanteil von SAB, bekannt vor allem für die Marken "Miller" und "Pilsner Urquell", liegt bei 10 Prozent.
Beide Brauereikonzerne gemeinsam kommen damit gerade einmal auf ein Verkaufsvolumen bon AB InBev. Der Umsatz betrug Vorjahr 33 Milliarden Euro. Jedes fünfte Bier, das weltweit getrunken wird, stammt inzwischen von dem britisch-amerikanisch-brasilianischen Konzern.
Konzerne im Kaufrausch
Für eine Übernahme von SAB wolle das Unternehmen 94,35 Milliarden Euro bieten, berichtete das "Wall Street Journal"am Montag unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Derzeit spreche der Brauereiriese mit Banken über eine mögliche Offerte in diesem Volumen. Aktive Gespräche mit SAB Miller würden aber noch nicht geführt. Zunächst wolle AB InBev die Finanzierung sicherstellen, schreibt die Zeitung. Von beiden Unternehmen waren zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten.
Gerüchte, dass der Branchenprimus, der unter anderem die bekannten Marken "Beck’s" und "Budweiser" vertreibt und weltweit 155.000 Mitarbeiter beschäftigt, SABMiller schlucken will, kursieren bereits seit Monaten. Da viele Brauereiunternehmen in Europa und Nordamerika an ihre Expansionsgrenzen stoßen, setzen sie auf Vergrößerung durch Übernahmen. Als besonders aggressiv gilt dabei AB InBev. Die Firma erwarb zum Jahresbeginn für 4,49 Milliarden Euro den südkoreanischen Marktführer Oriental und verbesserte damit seine Position in der Wachstumsregion Asien. Dort haben in den vergangenen fünf Jahren unter anderem schon die Rivalen Carlsberg und Heineken zugekauft.Auch SABMiller hat eine gewaltige Einkaufstour hinter sich, mit der sich das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren von einem kleinen südafrikanischen Anbieter an die internationale Spitze katapultierte. China ist ebenfalls groß im Geschäft. Unter die Top Ten schafften es bereits drei Brauereikonzerne, die gemeinsam einen weltweiten Marktanteil von knapp 13 Prozent haben.