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China wird Wachstumsziel knapp verfehlen

Von Thomas Seifert

Wirtschaft

Für 2015 erwarten die Weltbank-Ökonomen eine Erholung des Wirtschaftswachstums in Ostasien, von der China nicht profitieren kann.


Peking/Singapur/Wien.Im Vorfeld der am Dienstag beginnenden Herbsttagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds in Washington präsentierte die Weltbank in Singapur ihre Herbstprognose für Asien. Chinas Wirtschaft wird der Studie zufolge dieses Jahr das von der Regierung vorgegebene Wachstumsziel von 7,5 Prozent knapp verfehlen. Mit einem Plus von 7,4 Prozent wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) demnach knapp unter der Vorgabe der Führung in Peking bleiben. Für 2015 erwarten die Weltbank-Experten nur mehr ein Plus von 7,2 Prozent.

2013 hatte das BIP im Reich der Mitte noch um 7,7 Prozent zugelegt. Die Regierung versucht derzeit, das Wachstumsmodell der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt umzustellen: Sie will weg von einer zu starken Abhängigkeit von Export und Investitionen und hin zu einem stärkeren Fokus auf dem privaten Verbrauch.

Die jüngsten Bürgerrechtsproteste in der zu China gehörenden Sonderverwaltungszone Hongkong werden aus Sicht der Weltbank-Ökonomen nur begrenzte Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung in der Volksrepublik haben.

Weltwirtschaft zeigt"Zeichen der Erholung"

Die Weltwirtschaft insgesamt zeigt nach Ansicht der Weltbank "Zeichen der Erholung", das globale Wirtschaftswachstum wird rund 2,6 Prozent betragen und in der Periode von 2015-2017 auf 3,3 Prozent ansteigen. Für die USA wird für 2014 ein Wachstum von rund zwei Prozent angenommen, das dann 2015 auf drei Prozent ansteigen wird. In der Eurozone wird das Wachstum weiterhin von schwacher Inlandsnachfrage und schwacher Kreditnachfrage gehemmt, das eher ungünstige Investitionsklima täte das Übrige. Japan will ebenfalls nicht so recht zum Wachstumspfad zurückfinden. Europa und Japan sind mit nur einem Prozent Wachstum auch die Sorgenkinder der Weltbank.

Asien ist nach wie vor sehr stark von der Nachfrage in den USA, Europa und Japan abhängig und die dort langsam wieder steigende Nachfrage soll nach Ansicht der Weltbank-Ökonomen zum Wachstum in Ostasien beitragen. Die Region (minus China) wird mit nur 4,8 Prozent Wachstum die Wachstums-Talsohle durchschritten haben, die Weltbank erwartet nach dem schwachen Jahr 2014 mit 4,8 Prozent Wachstum für 2015 eine Erholung des Wachstums auf 5,3 Prozent. Besonders Thailand und Indonesien mussten eine Wachstumsdelle hinnehmen: In Thailand drückt die politische Unsicherheit auf die Stimmung und in Indonesien die abgeschwächte Nachfrage nach Rohstoffen, vor allem aus der Volksrepublik China und Schwächen bei der Infrastruktur (Straße, Schiene und Häfen). Von der Erholung werden vor allem Kambodscha, Malaysia und Vietnam profitieren, die ihre Exporte 2015 nach Weltbank-Meinung steigern werden. Die Weltbank empfiehlt allen Ländern höhere Investitionen in Bildung und Lehre.