Zürich. Die Genfer Justiz hat gegen die Schweizer Tochterbank der britischen Großbank HSBC ein Verfahren wegen des Verdachts auf schwere Geldwäsche eröffnet. Gegenstand des Verfahrens seien sowohl die Bank selbst als auch unbekannte Personen, teilte die Kantonsregierung am Mittwoch mit. Eine Hausdurchsuchung ist im Gang.
Durchsuchung der Räumlichkeiten
Die Bank nahm dazu zunächst keine Stellung. "Ich kann nichts dazu sagen", erklärte ein Sprecher in Genf. Seit Mittwoch früh findet eine Razzia in den Räumlichkeiten des Instituts statt. Die Durchsuchung wird vom Genfer Generalstaatsanwalt Olivier Jornot sowie dem ersten Staatsanwalt Yves Bertossa geleitet, wie die Behörden in einer Medienmitteilung schreiben.
In den vergangenen Wochen war es zu zahlreichen in den Medien als "Swiss Leaks" bezeichneten Enthüllungen über die Schweizer Tochter der britischen Großbank HSBC gekommen. Die Medienberichte stützten sich auf die 2007 vom HSBC-Angestellten Herve Falciani gestohlenen Daten, die er den französischen Steuerbehörden übergeben hatte. Auf der Liste finden sich auch zahlreiche prominente Österreicher, die ihr Geld bei HSBC in der Schweiz liegen hatten.
Verfahren kann auf Personen ausgeweitet werden
Die Genfer Staatsanwaltschaft stützt sich bei den Untersuchungen gegen die Bank auf den Artikel 102 des Schweizerischen Strafgesetzbuches, wonach ein Verbrechen dem Unternehmen zugerechnet werden kann, sofern die Tat wegen mangelhafter Organisation des Unternehmens keiner natürlichen Person zugerechnet werden kann. Das Strafverfahren könne auch auf natürliche Personen ausgeweitet werden, die im Verdacht stünden, Geldwäscherei begangen oder daran teilgenommen zu haben, schreibt die Staatsanwaltschaft.
Journalist kritisiert unkritische Berichterstattung
Ein prominenter Abgang bei der Zeitung "Daily Telegraph" sorgt in Großbritannien für Aufsehen. Ein Journalist des konservativen Blattes verkündete am Dienstag seinen Rückzug und wirft seinem ehemaligen Arbeitgeber vor, auf Druck des Bankenriesen HSBC die kritische Berichterstattung praktisch eingestellt zu haben.
Peter Osborne war Chefkommentator des Blattes und hatte sich mit Enthüllungen über den Spesenskandal im Parlament einen Namen gemacht. In einem Artikel für die Webseite "Open Democracy" schildert Osborne die zurückhaltende Berichterstattung des "Telegraph" zu jüngsten Geldwäsche-Vorwürfen gegen HSBC und angebliche Unterschlagung früherer negativer Artikel über die Bank.
Angst vor Anzeigenstornierung des "Großkunden"
Grund dafür sei die Angst vor Verlust von Anzeigen der Bank, einem "Großkunden". "Die jüngste Berichterstattung des Telegraphs über HSBC ist ein Betrug an den Lesern", schreibt Osborne. Diese und Kürzungen der Eigentümer bei der Zeitung schadeten letztlich deren Ruf und dem medialen Diskurs.
Der "Daily Telegraph" wies die Vorwürfe empört zurück. Es handle sich um einen "erstaunlichen und unbegründeten Angriff voll Unzutreffendem und Unterstellungen", sagte ein Sprecher laut dem Sender BBC. Die britische Presse berichtet breit von dem Vorfall.