Als Bestätigung dafür, zumindest für ein Gebiet, könnte eine aktuelle Prognose der regionalen UNO-Wirtschaftskommission Cepal dienen. Deren Schätzungen zufolge wird die lateinamerikanische Wirtschaft heuer durchschnittlich nur um ein Prozent wachsen. Die ökonomische Dynamik sei schwächer geworden, hieß es in dem in Santiago de Chile veröffentlichten Bericht.

In Südamerika wird demnach ein Nullwachstum erwartet. Brasilien und Venezuela weisen gar negative Raten auf: minus 0,9 und minus 3,5 Prozent. Die höchsten Werte werden umgekehrt für Bolivien (fünf Prozent), Peru und Paraguay (jeweils 4,2 Prozent) sowie Kolumbien (3,6 Prozent) prognostiziert. Mexiko und Zentralamerika werden 3,2 Prozent sowie der Karibik 1,9 Prozent Wachstum in diesem Jahr vorausgesagt.

Noch vor vier Monaten hatte Cepal in Lateinamerika für 2015 ein Wirtschaftswachstum in der Höhe von 2,2 Prozent geschätzt. Nach erster Prognose erreichte die Region im Vorjahr ein durchschnittliches Wachstum von 1,1 Prozent.

Mehr Stabilität im Bankensystem

Jedoch hat der IWF auch Positiveres zu vermelden - und zwar für das internationale Bankengeschäft. Dieses ist nach Einschätzung des Währungsfonds seit der Finanzkrise stabiler und damit weniger krisenanfällig geworden. Zu den Hauptgründen dafür zählen Veränderungen im Kreditgeschäft international tätiger Geldinstitute, insbesondere europäischer, ist dem analytischen Teil des aktuellen IWF-Berichts zur Welt-Finanzstabilität zu entnehmen. Danach hat sich der Anteil des grenzüberschreitenden Kreditgeschäfts von Banken - das die Experten des Fonds als Risikofaktor für nationale Volkswirtschaften sehen - verringert. Stattdessen stützten sich die Auslandstöchter stärker auf ihre lokalen Märkte. "Das macht die Finanzsysteme in den Gastgeber-Ländern sicherer", ist in der Untersuchung zu lesen.

Die Reformen der letzten Jahre, die auf die Stärkung der Kapitalpuffer bei den Unternehmen abzielten, hätten geholfen, die Finanzstabilität in der ganzen Welt zu erhöhen, schreibt Gaston Gelos, Leiter der IWF-Abteilung für die globale Finanzstabilität. Allerdings tendierten Töchterinstitute von ausländischen Großbanken dazu, bei Krisen in einem Land ihre Kreditvergabe weniger zurückzufahren als die inländischen Geldhäuser. Das gelte umso mehr, wenn die Mutterkonzerne gut kapitalisiert seien und über stabile Finanzquellen verfügten.