Washington/Wien. (czar/reu/dpa) Das Wachstum hat seine Grenzen - und die hat die Weltwirtschaft bereits erreicht. Das werde sich auch nicht so schnell ändern, lautet die These von Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF). Seit der globalen Finanzkrise sei das Wachstum der Produktionskapazität geringer ausgefallen, was Auswirkungen auf den künftigen Lebensstandard haben könne: Dessen Steigerung könnte ebenfalls langsamer werden. Diese Prognose gilt laut dem aktuellen Weltwirtschafts-Ausblick des IWF sowohl für reiche Industriestaaten als auch die aufstrebenden Schwellenländer.

Allerdings zeichnete sich der ungünstige Trend schon vor 2008 ab. Die Analysten verweisen dabei auf das sogenannte Potenzialwachstum, das die Möglichkeiten ohne größeren Inflations- oder Deflationsdruck beschreibt. Diese Rate sackte von etwas unter zwei Prozent in den großen Industrieländern in den Jahren 2006 und 2007 auf rund eineinhalb Prozent 2013 und 2014 ab. In den Schwellenländern sank sie in diesem Zeitraum um zwei Prozentpunkte. Die Zukunft schaue denn auch weniger rosig aus als ursprünglich vorausgesagt, da die Wirtschaftsleistung meist hinter früheren Schätzungen zurückgeblieben ist. Und das Vorkrisen-Niveau werde sie kaum mehr erreichen.

Gedämpfte Prognose für Lateinamerika

Doch sei der negative Ausblick "nicht in Stein gemeißelt", schreiben die IWF-Experten und orten noch "Raum für Optimismus". Um den Trend umzukehren, seien strukturelle Reformen sowie Maßnahmen für mehr Innovation und Investitionen nötig. Ebenso müssten Schritte unternommen werden, die dem Prozess der alternden Gesellschaft etwas entgegensetzen. Geld- und Finanzpolitik, die die Konjunktur stützen, können auch ihren Teil beitragen, indem sie Investitionen ankurbeln helfen. Die Erhöhung des Wachstumspotenzials werde jedenfalls laut IWF eine Priorität sein müssen - auch wenn die Rezepte dafür in den einzelnen Regionen unterschiedlich sein mögen.

Die Entwicklung divergiert nämlich auch. In den aufstrebenden Schwellenländern könnte das Trendwachstum stärker sinken. Diese Volkswirtschaften haben in den vergangenen Jahren zwar technologisch aufgeholt und so den Abstand zu mehr entwickelten sichtbar verringert. Doch genau diese Annäherung führt gleichzeitig dazu, dass die Modernisierung nun weniger Wachstum bringt.