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Wiens Wirtschaft hat Asien im Visier

Von Walter Hämmerle

Wirtschaft

Nach dem Boom vor der Haustür muss die heimische Wirtschaft nun neue und weiter entfernte Märkte erobern.|Mit Video-Porträts von Unternehmern.


Singapur. "Hier findet das Wachstum der Zukunft statt", ist Volker Amann, der Wirtschaftsdelegierte der Österreichischen Wirtschaftskammer vor Ort, überzeugt. Und er meint damit nicht nur Singapur. Rund 10.000 europäische Unternehmen sind im Stadtstaat aktiv - auch, aber keineswegs nur aufgrund der attraktiven Steuergesetzgebung. Die schiere Größe und wirtschaftliche Dynamik der Region führe dazu, dass Unternehmen um diese Märkte nicht herum kommen, ist Amann überzeugt. Die Konkurrenz ist jedoch stark, der Markteintritt erfordere Geduld und Präsenz.

Derzeit sind rund 85 heimische Unternehmen vor Ort - keineswegs nur große Spieler, sondern zunehmend auch kleinere und mittlere Unternehmen. Singapur ist nicht zuletzt für Start-ups aus dem Bereich Bio- und Lifescience ein interessanter Markt. Die Wirtschaftskammer Wien hat deshalb für rund ein Dutzend Unternehmen aus dieser Branche eine achttägige Informationsreise zusammengestellt, die auch einen Abstecher in die südchinesische 25-Millionen-Metropole Shanghai beinhaltet. Auf dem Programm stand dabei insbesondere der Erfahrungsaustausch mit bereits vor Ort befindlichen österreichischen Start-ups aus diesem Bereich.

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Was Singapur interessant macht, ist aber nicht nur der Konsumentenmarkt vor der Haustür, sondern auch das Modell einer ungemein effizienten, wirtschaftsfreundlichen und auf die Zukunft fokussierten Verwaltung. "Man hat den Eindruck, dass die Politik hier schon vor zwei Jahrzehnten ganz genau wusste, wo sie 2020 stehen will - und diese Pläne wurden auch konsequent in die Praxis umgesetzt", erklärt Walter Ruck, Präsident der Wiener Wirtschaftskammer. Dass sich ein Modell wie Singapur mit vielen europäischen Vorstellungen - von freier Meinungsäußerung bis hin zu Bürgerbeteiligung - auf Kollisionskurs befindet, ist Ruck bewusst, dennoch: "Von der wirtschaftsfreundlichen Ausrichtung von Politik und Verwaltung können wir einiges lernen."

Derzeit entfallen auf Asien rund 10 Prozent der Wiener Exporte, 30 Prozent gehen - allerdings mit rückläufiger Tendenz - nach Osteuropa. Um diesen Rückgang zu kompensieren, soll der Anteil Asiens an den Exporten bis 2020 auf 15 Prozent steigen. Das Gesamtvolumen der Exporte Wiens beläuft sich auf rund 19 Milliarden Euro, 14 Prozent davon entfallen auf die Bereiche Lifescience und Pharma. Neben diesem Bereich gelten für heimische Unternehmen auch die Bereiche Umwelt- und Sicherheitstechnologie sowie Tourismus als aussichtsreiche Nischen. Singapur wiederum zeigt am heimischen Konzept der dualen Ausbildung für Facharbeiter großes Interesse. Mit der Umsetzung hapert es aber noch, es fehlen auf betrieblicher Seite die richtigen Strukturen. Völlig problemfrei liefen die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Singapur in der Vergangenheit aber nicht. So wurde am Donnerstag bekannt, dass die Verkehrsbehörde von Singapur gegen den in die Pleite geschlitterten Baukonzern Alpine Klagen in Höhe von 330 Millionen Euro eingebracht hat. Die Alpine war unter anderem an einer Zugstation in der Innenstadt beteiligt.

© WZ Online / Walter Hämmerle
© WZ Online / Walter Hämmerle

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© WZ Online / Walter Hämmerle

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