Düsseldorf/Bangkok. Mitten im Poker um die Zukunft der deutschen Warenkette Kaufhof gibt der Tiroler Karstadt-Eigner Rene Benko die operative Führung der drei Karstadt-Luxushäuser ab. Eine italienische Tochter der thailändischen Central Group übernimmt 50,1 Prozent des operativen Geschäftes der drei Luxushäuser, des Berliner Kaufhaus des Westens (KaDeWe), des Alsterhauses in Hamburg und des Kaufhauses Oberpollinger in München. Hintergrund der Übernahme der Mehrheit durch La Rinascente anstatt des Mutterkonzerns seien bilanztechnische Gründe, hieß es im Umfeld des Unternehmens. 49,9 Prozent verblieben langfristig bei Benkos Firma Signa Retail, teilten Signa und die Central Group am Dienstag mit.

Die Central Group baut damit ihr Europa-Geschäft aus, zu dem bereits die italienische Traditionskette La Rinascente gehört. Neue Standorte in Wien und Prag seien unter dem Dach der KaDeWe-Group geplant, berichtet "Spiegel Online".

Tariflöhne nicht für alle

Benko hatte im vergangenen Jahr Karstadt übernommen - zu dem Konzern gehören auch die klassischen Warenhäuser sowie Sportgeschäfte. Die KaDeWe Group gilt als das Filetstück von Karstadt. Benko kontrolliert hier auch die Warenhaus-Immobilien. Für die rund 1000 Mitarbeiter der KaDeWe Group sollen auch wieder Tariflöhne gezahlt werden, die Luxushäuser kehren nach langen Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi wieder in die Tarifbindung zurück. Anders sieht es bei den traditionellen Karstadt-Warenhäusern aus, hier gilt weiter eine "Tarifpause" - Karstadt spart sich damit anders als Konkurrent Kaufhof Lohnerhöhungen.

Der italienische Warenhausexperte und ehemalige La-Rinascente-Chef Vittorio Radice steige zudem in die Führung ein, teilte Signa Retail mit. Wichtige strategische Entscheidungen sollten zusammen mit Signa einstimmig gefällt werden. La Rinascente war 2011 mehrheitlich von der thailändischen Central Group übernommen worden. Diese wird von der Familie Chirathivat kontrolliert, die zu den reichsten des Landes gehört.

Benko greift nun auch nach Kaufhof. Insidern zufolge bietet er rund 2,9 Milliarden Euro für die Warenhauskette. Die erste Offerte seines kanadischen Konkurrenten Hudson’s Bay liegt Insidern zufolge ebenfalls in dieser Größenordnung. Im Umfeld Benkos wurde immer wieder darauf verwiesen, dass der Investor bestens mit dem deutschen und europäischen Markt vertraut sei - anders als Hudson’s Bay. "La Rinascente handelt und denkt wie wir: europäisch", hieß es nun auch bei Signa. La Rinascente betreibt in Italien 11 Warenhäuser und erwirtschaftet zusammen mit der 2013 erworbenen dänischen Kaufhauskette Illum mit 1600 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 600 Millionen Euro.

Weniger gute Nachrichten gibt es für Benko in Zusammenhang mit dem Bau eines Luxus-Chalets im Nobelskiort Lech; die Staatsanwaltschaft ermittle, berichtete die "Wirtschaftswoche" Ende Mai. Ein Sprecher von Benkos Holding Signa wollte sich damals nicht zu den Vorwürfen äußern. In einem früheren Korruptionsprozess wurde Benko vorgeworfen, über seinen Steuerberater Politiker bestochen zu haben, die in einer steuerlichen Angelegenheit zugunsten von Signa intervenieren sollten. Er bekam eine Haftstrafe von einem Jahr auf Bewährung aufgebrummt.