Shanghai/Moskau/Brasilia. Die Rohstoffpreise sind im freien Fall. Der Thomson Reuters Commodity Index, der die Preisentwicklung der wichtigsten Rohstoffe misst und wertet, ist auf einem noch tieferen Stand als im Frühling 2009, als sich die Ausmaße der Finanzkrise erstmals abzeichneten.

Als Sorgenkind gilt auf dem Parkett der Weltwirtschaft China - wegen seiner Größe, seiner nicht eingelösten Versprechen bezüglich seiner ökonomischen Entwicklung und jetzt auch noch aufgrund eines besonders schwankenden Aktienmarktes. Am Dienstag haben neue Turbulenzen Chinas Aktienmärkte erschüttert. Spekulationen über einen langsamen Rückzug staatlicher Hilfe haben die Kurse so stark wie seit drei Wochen nicht mehr fallen lassen.

Die Ratingagentur Moody’s warnte am Dienstag vor einem Absturz der Aktien- und Immobilienmärkte in China. Eine "scharfe und lang anhaltende Korrektur der Vermögenspreise" im bevölkerungsreichsten Land sei eine der größten Gefahren für die Weltwirtschaft, heißt es im vierteljährlichen Wachstumsausblick.

Auch sonst zeigt sich Moody’s wenig zuversichtlich. Neben der Lage in China seien steigende Zinsen in den USA und Griechenland derzeit die größten Risiken für die Weltwirtschaft. In den nächsten fünf Jahren dürfte die G20-Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer das Wachstumstempo aus der Zeit vor der Finanzkrise nicht wieder erreichen. Moody’s rechnet bei den G20 für dieses und kommendes Jahr mit einem Wachstum von 2,7 Prozent und 3,0 Prozent.

Neben China hat zum Beispiel auch Russland bereits jetzt massiv zu kämpfen. Der russische Rubel fiel unter dem Druck des sinkenden Ölpreises auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahr. Experten machen vor allem den Ölpreisverfall der Nordseesorte Brent für diese Talfahrt verantwortlich. Das Barrel (159 Liter) lag zur Lieferung im Oktober bei 48,60 Dollar. Der Rubel hat seit Mai fast durchgehend an Wert verloren.

Zwischenzeitlich lag der Wechselkurs zum Euro am Dienstag bei mehr als 73 Rubel - so viel wie seit Mitte Februar nicht mehr. Ein US-Dollar kostete vorübergehend 65,8 Rubel. Die Zentralbank in Moskau gab den offiziellen Kurs zum Euro am Abend mit etwa 72,92 Rubel an.

Für Brasilien erwarten Analysten ebenfalls einen Rückgang der Wirtschaftsleistung, und zwar um 0,15 Prozent für 2016: wegen der Konsumschwäche, der hohen Inflation und Skepsis bei den Investoren. Nachdem Ökonomen diese Woche Projektionen für die Zentralbank veröffentlicht haben, ist für heuer mit einem Einbruch beim Bruttoinlandsprodukt von 2,1 Prozent zu rechnen - vor Kurzem war man noch von Wachstum und einer Überwindung der Rezession 2016 ausgegangen.