Wolfsburg. Bei Volkswagen bleibt wegen des Abgas-Skandals kein Stein auf dem anderen. Der neue Konzernchef Matthias Müller kündigte am Dienstag an, alle Investitionen auf den Prüfstand zu stellen. Der finanzielle Schaden durch die Manipulation von Diesel-Emissionswerten sei riesig und noch gar nicht absehbar, sagte Müller am Dienstag vor mehr als 20.000 Beschäftigten des Wolfsburger Stammwerks. Darauf müsse das Unternehmen schnell reagieren: "Ich bin ganz offen: Das wird nicht ohne Schmerzen gehen", sagte der 62-Jährige in seiner ersten Rede vor der Belegschaft nach seiner Wahl zum Konzernchef. "Wir müssen massiv sparen, um die Folgen der Krise zu managen.Was nicht zwingend nötig ist, wird gestrichen oder geschoben".

Den Mitarbeitern versprach Müller, einen Abbau von Arbeitsplätzen so weit wie möglich zu vermeiden. Dafür will sich auch Betriebsratschef Bernd Osterloh einsetzen. Doch auch er bereitete die Belegschaft auf Einschnitte vor. "Realistisch ist noch nicht abzusehen, wie unsere Kunden auf diesen Skandal reagieren werden", erklärte Osterloh. Die Abgaskrise werde auch Folgen für das Ergebnis der Hauptmarke VW und damit auf den Bonus für die Mitarbeiter haben. Klar sei aber, dass die Beschäftigten nicht die Zeche für das Fehlverhalten von Managern zahlen werden, betonte der Betriebsratschef. "Wir werden genau hinschauen, wie der Bonus für den Vorstand aussehen soll."

Auf der Versammlung in einer Halle auf dem Werksgelände demonstrierten viele Mitarbeiter ihre Treue zum Konzern. Sie trugen weiße T-Shirts mit dem VW-Logo und der Aufschrift: "Ein Team - eine Familie". Auf Transparenten stand: "Wir sind Volkswagen".

Im Rahmen seiner Rede hatte Müller auch um Verständnis geworben, dass VW bisher noch kein Konzept vorgelegt habe, um die Abgas-Manipulationen zu beseitigen. "Glauben Sie mir: Auch ich bin ungeduldig. Aber in dieser Situation, in der wir es mit vier Marken und vielen Modellvarianten zu tun haben, ist Sorgfalt noch wichtiger als Tempo." Erneut versprach er eine umfassende Aufklärung des Skandals, von dem weltweit bis zu elf Millionen Autos betroffen sind.

Frist für Lösung läuft ab

Am Mittwoch muss VW jedenfalls dem Kraftfahrt-Bundesamt technische Lösungen für die manipulierten Motoren und einen Plan für die Behebung der Fehler präsentieren. Sonst droht der Entzug der Zulassung, betroffene VW-Fahrzeuge dürften dann auf deutschen Straßen nicht mehr fahren. Müller zufolge hat ein Projekt-Team aber mittlerweile einen Aktionsplan erarbeitet, um die Abgas-Manipulationen zu beseitigen. Teilweise soll dafür eine Überarbeitung der Software ausreichen. Bei einem Teil der Fahrzeuge seien dagegen zusätzliche Eingriffe nötig. Die Kunden sollten zeitnah über die Maßnahmen informiert werden.