Zum Hauptinhalt springen

"Wenn nicht jetzt, wann dann?"

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Dass die Fed die Zinsen am Mittwoch erhöhen wird, gilt unter Beobachtern als beschlossene Sache. Ökonom Brzeski erklärt warum.


Washington/Frankfurt. Die Ergebnisse der zweitägigen Zinssitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) werden am Mittwochabend erwartet. Doch inzwischen zweifelt kaum jemand daran, dass die Notenbanker erstmals seit Juni 2006 die Zinsen erhöhen werden. Fed-Chefin Janet Yellen hatte zu Jahresbeginn schließlich mehr oder weniger versprochen, die Normalisierung der Geldpolitik noch heuer einzuleiten. Nachdem die Entwicklung des Arbeitsmarktes und die US-Konjunktur wiederholt von der Fed gelobt worden waren, hatten einige Analysten den Zinsschritt schon Anfang Herbst erwartet. Der blieb aber aus. "Kommunikationschaos" mit nachfolgender Marktverunsicherung nennt das Carsten Brzeski, Chefökonom bei der Ing-Diba. Diesmal wird alles anders. Erstens ist nun mit Mittwoch die letzte Gelegenheit in diesem Jahr, die Leitzinsen zu erhöhen. Und: Diesmal hat die Fed in den vergangenen Wochen "alles dafür getan, um die Märkte auf die Zinserhöhung vorzubereiten". "Die Konjunkturdaten der jüngsten Zeit waren so gut, dass das Leben der Fed erleichtert wurde", erklärt Brzeski gegenüber der "Wiener Zeitung". Mehr noch: "Wenn die Fed jetzt nicht erhöht, ist die Frage, ob sie überhaupt jemals wieder erhöhen wird. Außerdem würde sie bei Inaktivität die letzte Glaubwürdigkeit an den Märkten verspielen."

Wie viele andere aus der Branche geht auch Brzeski davon aus, dass beim Leitzins dementsprechend die Bandbreite von null bis 0,25 aufgegeben wird und die Fed ab morgen einen Leitzins von 0,25 hantieren wird. Das ist dann mehr oder weniger eine Leitzinserhöhung von 25 Basispunkten. Diese Höhe ist inzwischen vom Markt eingepreist worden, viele Analysten denken ja schon längst an die mittelfristige Zukunft. Denn: "Das Spannende ist nicht so sehr die Zinsentscheidung, sondern die dazugehörige Kommunikation."

Bleibt die Fed zurückhaltend in Hinsicht auf weitere Zinserhöhungen im Jahr 2016? Ja, meint Brzeski: "Die Fed möchte die Finanzmärkte nicht zu sehr verstören. Mit dem Ausblick auf maximal ein oder zwei weitere Erhöhungen im nächsten Jahr sollte die Reaktion an den Märkten auch eher positiv als negativ ausfallen", so Brzeski.

Die Zinsanhebung könnte die Aktienmärkte schwächen und mittelfristig den Dollar im Vergleich zum Euro stärken. Das würde Vorteile für Exporteure etwa aus der Eurozone bringen, jedoch diejenigen schwächen, die in Dollar zahlen müssen.