Brüssel. (ag/ast) Die Inflation in der Euro-Zone hat erstmals seit Jahren die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) überschritten. Die Verbraucherpreise zogen im Februar im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 2,0 Prozent an, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Dieser Wert wurde zuletzt im Januar 2013 erreicht. Im Vormonat lag die Teuerungsrate noch bei 1,8 Prozent. Die Währungshüter peilen knapp unter zwei Prozent an. Dieser Wert gilt als ideal für die Wirtschaftsentwicklung.
Insbesondere der Ölpreisanstieg sorgte für anziehende Inflation: Die Kosten für Energie legten im Februar um 9,2 Prozent zu. Dienstleistungen verteuerten sich um 1,3 Prozent. Für Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak mussten die Verbraucher 2,5 Prozent mehr bezahlen als im Vorjahresmonat.
Die Daten dürften den Druck auf die EZB erhöhen, ihre ultra-lockere Geldpolitik zu überdenken. Seit rund zwei Jahren pumpen die EZB und die nationalen Notenbanken monatlich über Anleihenkäufe Milliarden in das Finanzsystem, um die Wirtschaft anzuschieben und das bislang unerwünscht niedrige Preisniveau anzuheben. Zudem liegen die Leitzinsen seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Jens Weidmann, Chef der Deutschen Bundesbank, betonte jüngst, die EZB dürfe nicht davor zurückschrecken, ihre Geldpolitik zu straffen, sobald die Zeit dafür gekommen sei.
Druck auf
die EZB wächst
Die Eurozone als Ganzes kann sich momentan aber eigentlich keine straffere Geldpolitik leisten. Länder wie Frankreich und Italien stehen nach wie vor zu schwach für eine derartige Maßnahme da. Gleichzeitig ist gerade die Schuldenlast insbesondere Italiens erdrückend. Das Land wäre bei deutlich steigenden Zinsen kaum in der Lage, den Schuldendienst zu leisten.
Auf der anderen Seite pochen etwa die Sparer auf Veränderung. Seit die EZB ihre Geldpolitik extrem gelockert hat, werfen beliebte Anlageformen wie das Tagesgeldkonto und die Lebensversicherung kaum noch Erträge ab. Bisher war es ein kleiner Trost, dass sich ihr Geld zwar nicht wirklich vermehrte, aber auch nicht der Inflation zum Opfer fiel. Das ändert sich nun mit der steigenden Teuerung.
Arbeitslosenquote
bleibt niedrig
Die Lage am Jobmarkt im Euro-Raum hat sich indessen auch Anfang 2017 verbessert. Dank der anziehenden Konjunktur sank die Zahl der Erwerbslosen im Januar, teilte Eurostat mit. Rund 15,6 Millionen Menschen waren bei den Arbeitsämtern als Jobsuchende registriert - 56.000 weniger als im Dezember und 1,1 Millionen weniger als vor einem Jahr.
Die Arbeitslosenquote verharrte, wie von Ökonomen erwartet, auf dem Dezember-Wert von 9,6 Prozent und liegt damit weiter auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2009. In der EU ging die Arbeitslosenrate von 8,2 auf 8,1 Prozent minimal zurück.
Die Spanne innerhalb des Währungsraums ist jedoch nach wie vor groß. Deutschland kommt nach einheitlicher europäischer Rechnung mit 3,8 Prozent auf den niedrigsten Wert, gefolgt von Malta mit 4,4 Prozent. Spitzenreiter in der EU - noch vor Deutschland - ist Tschechien mit 3,4 Prozent. Am höchsten ist die Arbeitslosigkeit innerhalb von EU und von Euro-Zone in Griechenland mit 23 Prozent.
Österreich ist mit einer Arbeitslosenrate von 5,7 Prozent im Jänner auf den neunten Rang in der EU abgesunken. Im Dezember 2016 war es - ebenfalls mit 5,7 Prozent - noch Platz acht gewesen.
Auch die Jugendarbeitslosigkeit ging sowohl in der Union als auch in der Eurozone zurück. Im Jänner waren es 17,7 Prozent in der EU und 20 Prozent in der Währungsunion. Österreich lag mit 10,5 Prozent an vierter Stelle hinter Deutschland (6,5 Prozent) und Tschechien (8,9 Prozent). Schlusslicht ist weiterhin Griechenland mit rund 46 Prozent (allerdings vom November 2016) hinter Spanien (42,2 Prozent) und Italien (37,9 Prozent).