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Blick in die Zukunft

Von WZ-Korrespondent Andreas Hackl

Wirtschaft
"Wir wissen , dass der Wandel kommt." Kern bei Mobileye.
© A. Hackl

Kanzler Kern besuchte bei seiner Israel-Reise den Hightech-Konzern Mobileye - einen Spezialisten für Verkehrsautomatisierung.


Jerusalem. Werden selbstfahrende Autos bald auch in Österreich Realität? "Mit Sicherheit", sagte Bundeskanzler Christian Kern am Montag in Jerusalem, wo er sich im Zuge seines Israel-Besuchs Einblicke in den Marktführer für visuelle Fahrzeugtechnologie verschaffte. Schon jetzt kooperiert die israelische Firma Mobileye, die jüngst für 15,3 Milliarden US-Dollar an Intel verkauft wurde, mit österreichischen Städten in Sachen Verkehrssicherheit. In Wien wird das System bereits an Bussen und Lkw getestet: Kameras warnen vor Gefahren im toten Winkel und überwachen den Abstand zu anderen Fahrzeugen.

"In den nächsten 20 Jahren müssen sich selbstfahrende Fahrzeuge den Verkehr mit Menschen teilen. Wie können wir dem Fahrzeug beibringen, sich wie ein Mensch zu verhalten?", sagte Mobileye-Chef Avira im Gespräch mit Kern. Laut Mobileye ist die Technologie bereits nahezu perfekt: Neben Kameras und Sensoren entwickelt die Firma eine allumfassende Straßenkarte, die sich ständig selbst verbessert, indem jedes Fahrzeug gesammelte Daten weitergibt.

Mobileye hofft langfristig auf einen Rückgang von Verkehrsunfällen von bis zu 90 Prozent. Doch der Fortschritt wird auch Arbeitsplätze kosten. Eine Studie der Universität Oxford warnt, dass bevorstehende Automatisierungen 47 Prozent der amerikanischen Jobs ersetzen könnten.

Prognosen für Europa sind nicht weniger düster. So könnten durch die Automatisierung im Verkehr bald schon Lkw-Lenker oder Taxi-Fahrer ohne Job sein. Technologie schafft zwar auch neue Berufe, aber um aus Lenkern rechtzeitig mobile IT-Spezialisten zu machen, werden massive Investitionen in Umschulungen nötig sein.

Mobileye will schon 2021 die ersten automatisierten Fahrzeuge in den deutschen Verkehr integrieren. Der bevorstehende Wandel wird auch den Markt in Österreich aufrütteln. Gefahren, die Kern ernst nehmen will. Immerhin gebe es in Österreich rund 300.000 Arbeitsplätze in der Automobilindustrie. "Wir wissen, dass der Wandel kommt. Deshalb müssen wir dem Wandel voraus sein", meinte Kern und verwies auf bestehende Initiativen wie etwa die Produktion von Elektro-Lastwägen der Firma MAN in Steyr. Durch gezielte Förderungen und einer universitären Partnerschaft wird hier technologische Weiterentwicklung mit Arbeitsmarktpolitik vereint.

Doch während Israels Stärken im Bereich der Hightech-Entwicklung liegen, sieht Kern Österreichs Vorrangstellung nach wie vor in der traditionellen Industrie. Die Automatisierung in der Automobilindustrie habe man zwar im Griff, doch darüber hinaus zeigt sich Kern skeptisch: "Die Auswirkung auf die Gesellschaft insgesamt bleibt eine riesige Herausforderung."

Kern Gast beim Staatsaktzum Holocaust-Gedenken

Einen ganz anderen Termin nahm Kern am Montagvormittag wahr. Er legte am Holocaust-Gedenktag einen Kranz an der Gedenkstätte Yad Vashem nieder. Kern hatte schon in den Tagen zuvor die Mitverantwortung Österreichs an den nationalsozialistischen Verbrechen betont. Bereits am Sonntagabend hatte er als erster österreichischer Bundeskanzler am offiziellen Staatsakt zum Holocaust-Gedenken in Yad Vashem teilgenommen.