Seit 9. Juli ist das Interesse Pflicht. Denn seither ist eine neue EU-Konfliktmineralienverordnung in Kraft. Sie legt fest, dass Importeure von Rohstoffen wie Tantal, Wolfram, Zinn und Gold offenlegen müssen, woher sie die Rohstoffe haben. Die EU ist von großer Bedeutung für den Rohstoffsektor. Denn rund 16 Prozent dieser vier Rohstoffe, die weltweit gehandelt werden, werden in die Europäische Union importiert.
Die Verordnung hat jedoch auch viele Haken. Sie gilt nur für diese vier Mineralien. Kobalt etwa, das ebenfalls in Smartphones verbaut wird, wird zu einem Großteil in der DRK gefördert. Daneben ist die EU gerade dabei, die Konfliktregionen zu definieren. In einem US-Gesetz betrafen die Sorgfaltspflichten nur die DRK und ihre Nachbarländer. Die EU-Verordnung könnte bald auch für Myanmar und Kolumbien gelten. "Das ist alles noch in der Schwebe", sagt Karin Küblböck, Ökonomin und Expertin für Rohstoffe am Öfse.
EU-Verordnung geht nicht weit genug
Zwischen EU-Kommission, Parlament und Rat wurde lange diskutiert, wie die Verordnung aussehen soll. Der Vorschlag des Parlaments hätte weiter gegriffen. Er sah vor, dass nicht nur Unternehmen, die den Rohstoff importieren, sondern auch "First Importers" - also Unternehmen, die Produkte mit verbauten Mineralien auf den Markt bringen - von den Sorgfaltspflichten miteingeschlossen sind. "Die Verordnung ist ein wichtiger Schritt, der Bewusstsein schafft. Doch sie geht zu wenig weit, denn ein Großteil der Unternehmen ist gar nicht betroffen", sagt Küblböck. Außerdem gebe es sehr hohe Schwellenwerte: Bei Wolfram liegt dieser bei 250 Tonnen - so viel, wie jedes Jahr in Ruanda abgebaut wird. Daneben kritisiert die Rohstoffexpertin die vierjährige Übergangsfrist bis 2021, die den Unternehmen viel Zeit lässt.
Zurück zum Schatz in der Hosentasche. Dort bleibt er nicht lange. Laut einer Studie der Arbeiterkammer von 2015 beträgt die Nutzungsdauer von Smartphones im Schnitt nur 1,8 Jahre. Zwar werden nur drei Prozent entsorgt, doch für jedes Neue müssen erneut Rohstoffe abgebaut werden. Dem Konsument alleine will Küblböck die Verantwortung trotzdem nicht umhängen. "Da bräuchte man Regulierungen und Anreize, damit Geräte repariert und recycelt werden können." In der Pflicht sieht sie die großen Unternehmen - und die Länder, in denen Mineralien abgebaut werden.
Jaime Caichoca und Hectór Córdova waren auf Einladung der AG Rohstoffe in Wien. Zu dieser Arbeitsgemeinschaft haben sich die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, Global 2000, Finance & Trade Watch, Südwind und das Netzwerk Soziale Verantwortung zusammengeschlossen. Ziel ist, die negativen Auswirkungen des Rohstoffabbaus für die IT-Produktion zu verringern und Gesellschaft und Politik zu einem nachhaltigeren Umgang mit den Mineralien zu bewegen.