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Softbank ist in Indien auf Einkaufstour

Von Frederic Spohr

Wirtschaft

Über seinen weltweit größten Technologiefonds investiert das japanische Telekommunikationsunternehmen verstärkt in Indien. Die Ergebnisse sind bisher allerdings durchwachsen.


Bangkok. (ce) Es ist der bisher größte Abschluss im indischen Technologiesektor: In diesen Tagen finalisiert das japanische Telekommunikationsunternehmen Softbank über seinen Vision Fund seinen Einstieg in den indischen Online-Händler Flipkart: Insgesamt pumpt der Fonds umgerechnet rund 2,1 Milliarden Euro in das E-Commerce-Unternehmen. Nach Abschluss der Transaktionen werden den Japanern rund 20 Prozent des Unternehmens gehören.

Insgesamt investierte das Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten rund 4 Milliarden Dollar in den indischen Markt. Erst im Oktober hatte Softbank seine Beteiligung beim Uber-Rivalen Ola erhöht, auch in die Bezahl-App Paytm stiegen die Japaner ein. Laut Medienberichten verhandelt Softbank derzeit auch über eine Beteiligung bei Essenslieferdienst Swiggy und dem Online-Kaufhaus Paytm Mall.

Softbank hofft, im indischen Markt ähnlich erfolgreich zu sein wie in China, wo es mit Technologie-Investitionen Milliarden verdiente. Softbank-Chef Son Masayoshi Son sieht Parallelen zwischen dem heutigen Indien und China vor zehn Jahren. Noch nutzt nicht einmal jeder dritte Inder regelmäßig das Internet. Doch die Investmentbank Morgan Stanley geht davon aus, dass der indische E-Commerce-Markt jährlich um 30 Prozent wachsen wird. 2026 wäre er dann rund 200 Milliarden Dollar schwer.

Fast scheinbar willkürlich verteilt Son nun Risikokapital auf die vielversprechenden Technologieunternehmen des Subkontinents und setzt dabei vor allem auf Marktführer oder den wichtigsten Verfolger. Nach seinen aggressiven Zukäufen hält Softbank in fast allen großen indischen Start-ups Anteile, oft sogar eine Mehrheitsbeteiligung. Immerhin: Vergangenen Monat verzeichnete er bei der Vorstellung der Jahreszahlen mit seinen Indiengeschäften einen Gewinn von rund 90 Millionen Dollar. Für den Ausnahmeunternehmer Son kann dies jedoch nur der Anfang sein.

Eine sichere Erfolgsgeschichte bietet jedoch keines der Unternehmen. Schon mehrmals musste Son Rückschläge einstecken. Die Taxi-App Ola liefert sich auf dem Subkontinent einen erbitterten Kampf mit Uber und ist höchst defizitär. Eine Bauchlandung erlebte Son mit seiner Beteiligung an Snapdeal, wie Flipkart ein Online-Händler. Ursprünglich wollte Son die beiden Unternehmen fusionieren, doch das Vorhaben scheiterte. Das Unternehmen musste dieses Jahr rund 60 Prozent seiner Mitarbeiter entlassen.

Besser sieht es dagegen bei der Bezahl-App Paytm aus, in die Softbank dieses Jahr rund 1,4 Milliarden Dollar investiert hat und nun auch Geld in die Tochter Paytm Mall stecken will. Nach der radikalen Bargeldreform des indischen Regierungschefs Narendra Modi erlebte das Start-up einen Aufschwung und lockte mehrere Investoren an.

Das eingesammelte Geld nutzte das Unternehmen dieses Jahr für Auslandsexpansionen nach Hongkong und Kanada - ein Schritt,
den bisher nur wenige indische
E-Commerce-Unternehmen gewagt haben.