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Donald Trump kommt nach Davos

Von Steffen Klatt

Wirtschaft

Der US-Präsident will seine America-First-Politik der globalen Elite von Wirtschaft und Politik beim Weltwirtschaftsforum erläutern.


Zürich. (ce) Das diesjährige Weltwirtschaftsforum (WEF) darf mit einem prominenten Gast rechnen. Wie das Weiße Haus am Dienstagabend mitteilte, wird auch Donald Trump teilnehmen. "Er begrüßt die Gelegenheit teilzunehmen und seine America-First-Agenda mit den Führern der Welt zu diskutieren", sagte Sarah Sanders, die Pressesprecherin des Präsidenten.

Trump hatte während seiner Wahlkampagne das WEF als ein Treffen der globalen Eliten abgelehnt. Der Präsident habe seine Meinung auch nicht geändert, sagte nun Sanders.

Er werde seine Politik in Davos genauso vertreten wie bei anderen Gelegenheiten. "Der Präsident ist noch immer 100 Prozent fokussiert und steht zu einer Politik, welche die Stärke der amerikanischen Unternehmen und des amerikanischen Arbeiters fördert", so Sanders.

Trump folgt auf Xi Jinping

Wie das WEF in einer Mitteilung schreibt, wird Trump von wichtigen Ministern sowie Senatoren und Mitgliedern des Repräsentantenhauses begleitet werden. Insgesamt würden rund 350 Regierungsvertreter nach Davos kommen, darunter mehr als 60 Staats- und Regierungschefs.

Das WEF-Jahrestreffen der Chefs der wichtigsten global tätigen Unternehmen dauert vom 23. bis zum 26. Januar. Es steht unter dem Leitwort "Eine gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt schaffen". Trump ist damit der zweite amtierende US-Präsident, der am WEF teilnimmt. Zuvor war Bill Clinton im Jahr 2000 in Davos dabei. Trumps Vorgänger Barack Obama hatte nur seinen Vizepräsidenten Joe Biden zum Treffen geschickt.

Der Besuch Trumps ist indirekt auch eine Antwort an seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping. Dieser hatte vor einem Jahr das Jahrestreffen in Davos eröffnet. Der Präsident des kommunistisch regierten Landes verteidigte vor der versammelten Elite der Weltwirtschaft die Globalisierung, forderte aber auch ein neues Modell der internationalen Zusammenarbeit.

"Alle Länder sollen sich entwickeln können. Aber sie müssen aufhören, ihre eigenen Interessen auf Kosten anderer zu verfolgen", so Xi damals. Sein Auftritt war auch als Antwort auf die protektionistischen Töne angesehen worden, die Trump als Präsidentschaftskandidat hatte hören lassen.

Für das Weltwirtschaftsforum selbst ist der Besuch Trumps ein Glücksfall. Seit die Proteste gegen die Globalisierung abgeflaut sind, die noch vor anderthalb Jahrzehnten jeden größeren oder kleineren Gipfel von Politikern oder Wirtschaftsführern erschüttert hatten, ist es ruhig geworden um das Treffen der Konzernchefs, Zentralbanker, Politiker, Aktivisten und Medienleute.

Aus den Schlagzeilen gefallen

Wenn das Jahrestreffen in den verschneiten Bergen mitten im Bündnerland noch in die Schlagzeilen kam, dann vor allem wegen der überhöhten Preise in manchen Hotels. WEF-Gründer Klaus Schwab drohte Ende November in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag" durch die Blume mit einem Abzug aus Davos. "Wenn die Infrastruktur nicht stimmt - und vor allem die Preisgestaltung und Hotelkapazität -, dann wird die Situation prekär", sagte Schwab.

Allerdings hat Schwab selber schlechte Erfahrungen mit "Davos" außerhalb von Davos gemacht. Sein WEF hatte das Jahrestreffen 2002 in New York organisiert, angeblich aus Solidarität mit der Stadt, die am 11. September 2001 von Anschlägen getroffen war, in Wahrheit aber wohl in der Hoffnung, noch stärker ins Zentrum des Geschehens zu rücken. Ein Jahr später war das WEF wieder zurück. Und jetzt kann es wieder mit einigen Schlagzeilen mehr rechnen. Wenigstens auf Twitter.