Davos/Frankfurt. (rs) "Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem", beschied der damalige US-Finanzminister John Conally vor mehr als 40 Jahren dem Rest der Welt. Conally, ein Gefolgsmann von Richard Nixon, brachte eine Haltung zum Ausdruck, die bis heute Bestand hat: Die USA gestalten ihre Währung nach ihren Vorstellungen und die anderen Staaten müssen sich, so gut es eben geht, darauf einstellen.
Derzeit ist es vor allem Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), der sich mit dem Dollar-Problem auseinandersetzen muss. Denn mit derzeit 1,25 Dollar hat der Euro nicht nur den höchsten Stand seit Dezember 2014 erreicht. Der Anstieg hat sich zuletzt auch noch einmal deutlich beschleunigt. So hat die europäische Gemeinschaftswährung allein seit der letzten Zinssitzung des höchsten EZB-Gremiums um 5 Prozent zugelegt und damit eine Schwelle erreicht, die vielen Währungshütern die Sorgenfalten ins Gesicht treibt. Denn mit einem starken Euro-Wechselkurs verbilligen sich die Importe, wodurch die ohnehin schon zähe Inflationsentwicklung in der Euro-Zone nochmals gedämpft wird. Gleichzeitig werden Güter aus dem Währungsraum teurer, worunter vor allem exportabhängige Staaten leiden.
"Ein schwacher Dollar ist gut"
Beflügelt wurde der Euro zum einem durch Spekulationen, die EZB könnte schon bald Hinweise auf ein schnelleres Ende ihres umstrittenen Anleihenkaufprogramms oder sogar eine Zinserhöhung geben. Denn trotz der starken Konjunkturentwicklung liegen die Leitzinsen in der Eurozone noch immer auf dem historischen Tiefststand von 0,0 Prozent, gleichzeitig pumpt die EZB über ihre Anleihenkäufe nach wie vor 30 Milliarden Euro pro Monat in die Märkte.
Noch deutlich mehr befeuert als die Spekulationen über eine Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik haben den Euro aber wohl die politischen Unsicherheiten in den USA seit dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident vor einem Jahr. Denn der Immobilien-Milliardär, der die US-Wirtschaftspolitik nach streng nationalstaatlichen Kriterien ausrichten will und für mehr Abschottung plädiert, hat seinem "America First"-Credo mittlerweile Taten folgen lassen. Erst diese Woche verhängten die USA hohe Zölle auf den Import von Solarmodulen und Waschmaschinen und lösten damit empörte Reaktionen in China und Südkorea aus.