Washington. Sollte US-Präsident Donald Trump Strafzölle auf Einfuhren von Stahl und Aluminium aus der EU verhängen, wäre das nicht das erste Mal: Im März 2002 erließ der damalige US-Präsident George W. Bush Aufschläge zwischen 8 und 30 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte, um den maroden Stahlsektor der insgesamt schwächelnden US-Industrie zu schützen. Zwei Drittel der Stahlexporte der EU-Länder in die USA waren davon betroffen.

Kritikerinnen deuteten diesen protektionistischen Schritt als wahltaktische Entscheidung. Bei einem knappen Ergebnis der Präsidentenwahl im November 2004 hätten die stahlproduzierenden Bundesstaaten den Ausschlag geben können. Die EU und andere Staaten reichten umgehend Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) ein und drohten mit Sanktionen gegen US-Produkte. Die Zölle waren von Anfang an auch in der US-Wirtschaft heftig umstritten. Der Dollarkurs sackte ab und die stahlverarbeitenden Branchen, allen voran die Autoindustrie, beklagten höhere Materialpreise. Die von der EU angedrohten Sanktionen gegen US-Produkte hätten ein Volumen von bis zu 2,2 Milliarden Dollar (damals 1,9 Milliarden Euro) gehabt und weitere Branchen und Regionen der USA getroffen.

"Europäische Erpressung"

Die WTO erklärte die Strafzölle eineinhalb Jahre nach ihrer Einführung schließlich für unzulässig. Der Weg für Sanktionen war damit frei, im Dezember 2003 wären sie in Kraft getreten. Bush hob daraufhin die meisten Zölle auf und musste sich von der Stahlindustrie vorwerfen lassen, vor der "europäischen Erpressung" kapituliert zu haben. Die Präsidentschaftswahlen 2004 gewann er knapp.