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Transparenz zur Quartalszahlensaison

Von Alexander Dworzak

Wirtschaft

Google veröffentlicht einen Bericht zu gelöschten Videos auf YouTube, Facebook sagt erstmals, nach welchen Regeln Beiträge entfernt werden.


Wien. Image ist fast alles, gerade in Zeiten von Datenskandalen à la Cambridge Analytica bei Facebook und Diskussionen um die Daten-Sammelwut des sozialen Netzwerks sowie von Google. Beide Größen der Technologiebranche steuern gegen, indem sie für ihre Verhältnisse ungewohnte Transparenz an den Tag legen.

Den Anfang machte Googles Mutter Alphabet, die auch ausgezeichnete Quartalszahlen präsentierte: Bei einem Umsatz von 31,2 Milliarden Dollar (25,5 Milliarden Euro) von Jänner bis März betrug der Nettogewinn 9,4 Milliarden Dollar (7,7 Milliarden Euro). Das bedeutet 73 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Maßgeblichen Anteil daran haben die seit Jahren stetig steigenden Werbeeinnahmen von Google und dessen Tochter YouTube.

Das Videoportal ist aber auch ein Grund, warum die operative Gewinnmarge von 27 auf 22 Prozent gesunken ist. Mehrere Skandale um Werbung im Umfeld von extremistischen YouTube-Clips sowie von Pädophilen sorgten für heftige Kritik. Google entgegnet dem nicht nur, indem das Personal, das derartige Inhalte filtert, bis Ende des Jahres auf 10.000 Personen aufgestockt werden soll. Auch in die algorithmenbasierte Überwachung musste investiert werden.

Laut des nun veröffentlichten ersten YouTube-Berichts seien im vierten Quartal 2017 acht Millionen Videos gelöscht worden; zumeist Spam oder Pornografie. 6,7 Millionen dieser Beiträge wurden von Maschinen entdeckt, nicht von Menschen. Drei Viertel davon wurden gelöscht, noch bevor ein einziger Nutzer den Clip auf YouTube gesehen hat.

Acht Millionen nur Bruchteil

Acht Millionen Videos, das klingt nach und ist viel - und doch nur ein Bruchteil des auf YouTube hochgeladenen Materials. 400 Stunden an Clips sind es pro Minute, somit 576.000 Stunden an einem einzigen Tag. Schwer vorstellbar, dass alle Inhalte, die YouTube beziehungsweise Google gemäß seinen Regeln filtern, erfasst werden. Dazu kommt das Problem, dass Regeltheorie und Werbepraxis nicht immer konform gehen. So dürften eigentlich keine Werbeplätze auf Webseiten mit "gefährlichen oder abwertenden Inhalten" durch Google vergeben werden. In der Praxis geschieht das dennoch, ein prominenter Fall ist das US-Rechtsaußenportal "Breitbart".

Unter öffentlichem Druck erklärt nun Facebook - das in der Nacht auf Mittwoch seine Quartalszahlen veröffentlicht - erstmals, nach welchen Kriterien Beiträge in dem sozialen Netzwerk gelöscht werden. So etwa wird "Hassrede" definiert als "gewalttätige oder entmenschlichende Sprache, Minderwertigkeitsaussagen oder Aufrufe, Personen auszuschließen oder zu isolieren". 7500 Personen - 40 Prozent mehr als vor einem Jahr - wachten über die Inhalte, Beiträge in 40 Sprachen würden untersucht.

Wie schwierig das in der Praxis ist, zeigt der Umgang mit der FPÖ-kritischen Facebook-Seite "FPÖ Fails", die Beiträge freiheitlicher Funktionäre in sozialen Medien behandelt. "FPÖ Fails" wurde vergangene Woche gesperrt, offenbar aufgrund einer organisierten Beschwerdewelle, wie der "Standard" berichtete. Nach Kritik darin ist die Seite wieder online - und "FPÖ Fails" erfreut sich auf Facebook mehr Anhängern als je zuvor.