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Wirtschaftskammer sieht noch keinen Grund zur Panik

Von Johannes Mayerhofer

Wirtschaft
© M. Hirsch

Derzeit sei nur ein kleiner Teil der österreichischen Iran-Exporte betroffen. Das könnte sich aber ändern.


Teheran/Wien. Die Wirtschaftskammer (WKÖ) ist stark um Beruhigung bemüht. Zahlreiche österreichische Firmen, die im Iran investiert haben oder dies zumindest vorhatten, blicken nämlich mit Sorge auf die neuen US-Sanktionen, die gegen das Land verhängt wurden. Anstatt in Hektik zu verfallen, sollten Firmen aber in Ruhe ihre eigene Lage analysieren und individuelle Entscheidungen treffen, rät die WKÖ. Pauschale Handlungsstrategien könne es einstweilen nicht geben.

Die erste Welle der nun in Kraft getretenen Sanktionen betreffen etwa den Handel mit Buntmetallen und Autozulieferungen. Hier ist Österreich aber kaum engagiert: Vom gesamten Export in den Iran - der sich auf 300 Millionen Euro beläuft - seien momentan nur fünf Prozent betroffen. Das "dicke Ende kommt im November", warnt die WKÖ in einer Aussendung. Dann tritt nämlich die zweite Welle der US-Sanktionen in Kraft.

US-Präsident Donald Trump will den internationalen Zahlungsverkehr mit dem Iran zum Erliegen bringen. Und hier scheint das größte Problem für die österreichischen Iran-Exporteure zu liegen: Davon wäre nämlich auch der Handel mit Waren betroffen, die gar nicht auf der Sanktionsliste stehen. Liefern könnte man diese zwar weiterhin, nur Geld flösse eben keines mehr.

Enttäuschte Hoffnungen

Ganz aufgehoben wurden derartige US-Banksanktionen gegen den Iran auch nach dem Atomabkommen nie. Sie und der Ausschluss des Iran vom Interbanken-Netzwerk Swift haben zu Problemen bei der Finanzierung westlicher Projekte geführt. Die Vorteile, die sich der Iran vom Abkommen erwartet hatte, blieben daher aus.

Dabei hätte alles so schön sein können. Die Meldungen vom erfolgreich verhandelten Atomdeal vom Juli 2015 sorgten für Jubel bei zahlreichen heimischen Firmen. So frohlockte der Öl- und Gaskonzern OMV, man werde im Iran "den Turbo aufdrehen". Vorne dabei waren auch der niederösterreichische Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann oder der steirische Anlagenbauer Andritz. Nach jahrelangem Investitionsrückstau mangelte es im Iran an so gut wie allen Importgütern. Während die Wirtschaft neue Produktions- und Transportinfrastruktur brauchte, fehlte es den Bürgern an zahlreichen Konsumgütern. Auch Österreichs Politiker gaben sich optimistisch: Ein Handelsvolumen von einer Milliarde Euro hatte man sich als Zielmarke gesteckt.

Trumps einseitige Aufkündigung des Iran-Abkommens hat diese Träume zunichtegemacht. Vorerst, denn noch besteht die Möglichkeit, dass Trump und Irans Premier Rouhani eine Eskalation der Sanktionen auf dem Verhandlungsweg abwenden.