Der zweite Punkt, den ich erwähnen möchte, sind die Möglichkeiten von morgen. Sie haben vorher Arbeitsplätze genannt. Wenn Sie die USA hernehmen und die Kohleindustrie mit der Solarbranche vergleichen, dann gibt es in dieser zehn Mal so viele Jobs. Das sagt wohl alles. Die erneuerbaren Energien sind eine sehr lebensstarke Branche geworden. Wenn wir uns anschauen, was große multilateralen Banken wie etwa die Weltbank-Gruppe im Jahr 2016 in Erneuerbare Energie investiert haben, dann waren das zusammengenommen fünf Milliarden Dollar. Das gesamte globale Investment betrug aber 260 Milliarden Dollar. Das heißt, 255 Milliarden wurden auf kommerziell-privatem Weg investiert.
Was sind denn die aus Ihrer Sicht die vielversprechendsten technologischen Entwicklungen?
Ich würde gerne zwei Technologien herausstreichen. Die eine ist Energiespeicherung. Solarenergie gehört in vielen Ländern mittlerweile zu den günstigsten Energieformen. Wie wir wissen, scheint die Sonne aber nur tagsüber und nicht in der Nacht. Wir brauchen für diese Zeit also ein Back-up, und dieses Back-up sind elektrische Speicher. Mit ihnen können wir der Inkonsistenz der erneuerbaren Energien begegnen. Deswegen hat die Weltbankgruppe auch ein Fünf-Milliarden-Dollar-Investmentprogramm lanciert, mit dem wir die Entwicklung und Verbreitung von Speicherbatterien für den Hausgebrauch vorantreiben wollen.
Die zweite Technologie ist die Offshore-Windkraft, die mittlerweile schon eine Mainstream-Industrie ist. Wir setzen stark auf diese Technologie und würden sie gerne von Westeuropa in die Schwellen- und Entwicklungsländer in Afrika und Südostasien bringen. Aber es gibt natürlich auch noch eine Menge anderer technologischer Fortschritte wie etwa in der klimafreundlichen Landwirtschaft. Das ist nicht unerheblich, schließlich ist Landwirtschaft für 35 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Ob Klimaschutz erfolgreich ist, wird letzten Endes auch sehr stark von der Bevölkerung abhängen. In Westeuropa und in Nordamerika haben immer mehr Menschen bei ihren Kaufentscheidungen den Klimaschutz im Hinterkopf, etwa wenn es um die Anschaffung eines neuen Autos geht oder darum, ob man seinen Strom von einem grünen Versorger bezieht. Aber was ist mit China und Indien? Gibt es dort ebenfalls eine solche Veränderung im Denken und Handeln?
Wenn man die Emissionen wirklich reduzieren will, kann das nicht nur in Europa oder Amerika passieren. Es muss auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern geschehen, und dort vor allem in den größten Volkswirtschaften China und Indien. In vielen dieser Länder erleben wir gerade einen massiven Sinneswandel. So haben sich inzwischen 1400 Unternehmen weltweit unserer CO2-Preis-Initiative angeschlossen; das sind Firmen, die an die Notwendigkeit eines CO2-Preissystem glauben oder es auch schon selbst verwenden. In Indien gibt es zum Beispiel Dalmia Cement, das ist der drittgrößte Zementhersteller im Land. Die Zementindustrie ist ja sehr CO2-intensiv. Doch Dalmia hat es mit Strategien zur Materialeinsparung, grünen Produktionsmethoden und Effizienzprogrammen geschafft, seine Emissionen drastisch zu senken. Wir sehen also sehr viel Bewegung, nicht unbedingt auf Regierungs-, dafür aber auf Unternehmensebene.