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Sand im Getriebe

Von Karl Leban

Wirtschaft

Voestalpine spürt "deutliche Abkühlung des europäischen Automobilsektors" und muss Abstriche machen.


Wien. Beim Linzer Stahltechnologiekonzern Voestalpine lief es zuletzt nicht ganz nach den Erwartungen seines Managements. Vorstandschef Wolfgang Eder setzte deshalb vor zwei Wochen eine Gewinnwarnung ab. Hatte er für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr 2018/19 ursprünglich ein operatives Ergebnis (Ebit) in der Nähe des vorjährigen Rekordwerts von 1,18 Milliarden Euro in Aussicht gestellt, rechnet er jetzt mit einem Betriebsgewinn von "etwas unter einer Milliarde".

Bis vor Kurzem war der Voestalpine-Chef noch davon ausgegangen, dass die Kostenbelastung infolge einer routinemäßigen Generalsanierung des Hochofens A in Linz durch positive konjunkturelle Effekte und zusätzliche Ergebnisbeiträge der neuen Werke kompensiert werden kann. Doch diese Annahme sei zu ambitioniert gewesen, wie Eder am Mittwoch bei der Präsentation der Halbjahresbilanz einräumte. "Für das Ergebnis fehlen uns damit 150 bis 160 Millionen Euro aus der Hochofenneuzustellung."

Umsatzplus im Halbjahr

Dass Sand ins Getriebe geraten ist, zeigen auch die Zahlen zum ersten Geschäftshalbjahr. Zwar kletterten die Umsätze um knapp sechs Prozent auf 6,67 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern, das Ebit, schrumpfte jedoch um fast 18 Prozent auf 479,5 Millionen Euro. Unterm Strich - netto - verdiente die Voestalpine 316 Millionen Euro und damit ebenfalls um nahezu ein Fünftel weniger als in der Vorjahresperiode.

Was der mit rund 500 Standorten und gut 51.900 Mitarbeitern global breit aufgestellte Großkonzern derzeit besonders spürt, ist laut Eder eine "deutliche Abkühlung des europäischen Automobilsektors nach fast vier starken Jahren". Der Voestalpine-Boss sprach sogar von Verwerfungen. Das Problem: Aufgrund der nun strengeren Abgasregelungen sind etliche Autobauer, mit denen die Voestalpine als Zulieferer im Geschäft ist, mit dem Umrüsten der Fahrzeuge im Rückstand, wie Eder erklärte. Vor diesem Hintergrund hätten sie ihre Neuproduktion zurückgefahren, was sich letztlich auf die gesamte Lieferkette auswirke. Mehr als ein Drittel des Konzernumsatzes entfällt bei der Voestalpine auf das Autozuliefergeschäft.

Konjunkturdynamik lässt nach

Auch generell spürt das börsenotierte Unternehmen, dass die Konjunktur - vor allem in Europa, aber auch in China und anderen asiatischen Regionen - allmählich an Schwung verliert. Mit Blick auf den Welthandel ist Eder insbesondere wegen der von den USA gesetzten protektionistischen Maßnahmen besorgt, die immer mehr Länder zu Gegenmaßnahmen veranlassen. "Im zweiten Geschäftshalbjahr wird das noch zunehmen, da sollten wir uns nichts vormachen", so der Manager.

Weitere Gründe für die kürzlich erfolgte Gewinnwarnung waren über Budget liegende Kosten für das Hochfahren neuer Autozulieferwerke in Nordamerika sowie zwei - durch Hochwasser und einen Brand bedingte - Stillstände des Roheisen-Werks in Texas. Zudem rechnet Eder mit einer Verdoppelung der CO2-Kosten und steigenden Strompreisen in Österreich und Deutschland nach Trennung von deren Zone.