Wien. Sie ist die erste Frau an der Spitze der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erklärt Edeltraud Hanappi-Egger, warum es eine Frauenquote braucht, warum Nationalismus dem Forschungsstandort schadet und warum so wenige Arbeiterkinder studieren.
Wiener Zeitung: Bei Ihrem Amtsantritt 2015 haben Sie angekündigt, die Ausbildung aus den 1970ern herausholen zu wollen. In welchem Jahrzehnt steht die WU jetzt?
Edeltraud Hanappi-Egger: Ich würde sagen, in der Realität des Jahres 2018. Wir sind viel internationaler geworden, wir haben 240 Partneruniversitäten auf der ganzen Welt. Wir versuchen, unsere Professoren und Professorinnen international zu rekrutieren. Hinzu kommt, dass in den 70ern die Öffnung der Universitäten das große politische Thema war. Inzwischen haben wir das Thema, wie wir gemäß den Kapazitäten gute Studienbedingungen bieten können.
Wie beurteilen Sie die Integration der Universitäten ins Bildungsministerium?
Prinzipiell war meine Kritik damals und das ist sie noch heute, dass mit der Integration der Universitäten in ein gemeinsames Bildungsressort das Schlaglicht auf Bildung, Ausbildung und Lehre gelegt wird. Wir sind aber in erster Linie Forschungsinstitutionen. Wir sehen jetzt auch in der Diskussion, dass der Bildungsminister öfter mit Themen aus der Schule und dem Bildungsbereich auftritt. Andererseits ist es aber so, dass mit der Person des Ministers zumindest eine Person aus dem universitären Bereich kommt.
Bildungsminister Heinz Faßmann hat auch die Finanzierung der Unis in Richtung bedarfsorientierter Studienplatzfinanzierung umgestellt. Wie beurteilen Sie diese Neuerung?
Man muss in Erinnerung rufen, dass die kapazitätsbasierte Studienplatzfinanzierung eigentlich von den Vorgängern Reinhold Mitterlehner und Christian Kern verhandelt wurde. Neu ist, dass es jetzt finanzielle Sanktionen für Universitäten, die ihre Planwerte nicht erfüllen, gibt. Das Modell ist auf Basis der jetzigen Erfahrungen zu adaptieren. Zum Beispiel ist die WU als einzige Fachuniversität Österreichs zu 100 Prozent in der Gruppe der sogenannten Buchwissenschaften (diese sind am niedrigsten dotiert, Anm.), und hat im Vergleich zu den anderen Universitäten schlechte Betreuungsverhältnisse. Das spielt aber in der Verteilung der Gelder explizit keine Rolle. Gezählt werden in den Säulen Lehre und Forschung nur die Anzahl der prüfungsaktiven Studierenden und die Forschenden.
Aktuell schließen mehr Frauen ein Studium ab, in den Vorständen der ATX-Prime-Unternehmen sind aber nur fünf Prozent Frauen. Woher kommt diese Diskrepanz?