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Salami-Crash im Schlussquartal

Von Karl Leban

Wirtschaft

An der tiefroten Jahresbilanz des ATX ist dessen sukzessives Abrutschen seit Oktober schuld.


Wien. Jede Party geht einmal zu Ende - und dies gilt auch für die Wiener Börse. Dort hatte der ATX drei Jahre lang, von 2015 bis 2017, teils kräftig zugelegt und sich damit seinem vor elf Jahren erklommenen Allzeithoch von mehr als 5000 Punkten ein gutes Stück angenähert. Heuer ging Wiens wichtigstem Aktienindex jedoch buchstäblich die Luft aus - mit der Folge, dass er in den Rückwärtsgang einschwenkte.

Unter dem Strich beendete der ATX das Jahr 2018 mit einem dicken Minus von 19,7 Prozent auf 2745,78 Punkte. Wobei fast sein gesamter Jahresverlust aufs Konto des vierten Quartals geht, in dem der Leitindex um knapp 18 Prozent abrutschte.

Mit der schwachen ATX-Jahresperformance, die auf ein Plus von fast 31 Prozent im Jahr 2017 folgte, steht der Wiener Aktienmarkt freilich nicht alleine da. Rund um den Erdball mussten Aktienbörsen heuer Federn lassen, vor allem jedoch in Europa.

Grund dafür waren zunehmende Konjunkturängste der Anleger vor dem Hintergrund einer Reihe negativer Einflussfaktoren, zu denen insbesondere der stark verunsichernde Handelskonflikt zwischen den Wirtschaftsriesen USA und China, der Brexit sowie Italiens Haushaltsstreit mit der EU zählen. Befürchtet wird, dass die Weltwirtschaft deutlich an Fahrt verlieren könnte, was schlecht für die Unternehmensgewinne wäre.

Fast alle ATX-Werte im Minus

Dass der globale Konjunkturmotor im heurigen Jahr weiterhin ordentlich brummte und den Firmen deutlich höhere Gewinne bescherte, spielte indes keine Rolle. Zu sehr wird an der Börse mit Zukunft gehandelt, und die wird von den Investoren nun offenbar nicht mehr so rosig gesehen wie noch vor einem Jahr. Sorgen macht den Anlegern auch die Geldpolitik der Notenbanken, die sich nun in einem weniger expansiven Rahmen bewegt, um inflationären Tendenzen entgegenzuwirken.

All diesen internationalen Entwicklungen konnte sich die Wiener Börse 2018 jedenfalls nicht entziehen. Von den 20 Einzeltiteln im ATX weisen fast alle eine negative Jahresperformance auf. Am schlimmsten erwischte es Voestalpine (minus 48 Prozent), gefolgt von AT&S (minus 35 Prozent) und Schoeller-Bleckmann Oilfield (minus 33 Prozent). Positiv beendeten nur der Verbund (plus 85 Prozent), Do & Co (plus 71 Prozent) und CA Immo (plus 7 Prozent) das Jahr.

Analysten: Volatilität bleibt

Was Börsengänge betrifft, musste Wiens Aktienmarkt 2018 darben. Nachdem sich mit der Bawag im Herbst des Vorjahres - nach langer Zeit - ein österreichisches Unternehmen wieder auf das Parkett gewagt hatte, gab es heuer keinen einzigen Börsengang. Die Wiener Biotech-Firma Marinomed startete ihren zwar Mitte November, kurz danach musste sie ihn aber wegen zu geringer Aktiennachfrage infolge des immer schlechter werdenden Umfelds abbrechen.

Geht es nach den Analysten der Raiffeisen Centrobank, werden die Märkte ihre Sorgen aus dem heurigen Jahr wohl auch 2019 nicht abschütteln. Die Angst um eine sich zu stark abschwächende Weltwirtschaft dürfte das Börsengeschehen somit noch länger beherrschen - auch in Wien. Schließlich sind vor allem die Probleme rund um den Brexit, den Budgetstreit Italiens mit Brüssel und den Handelskonflikt zwischen den USA und China nach wie vor ungelöst.

Die Analysten der Erste Group sehen das auch so. Sie rechnen daher mit volatilen Aktienmärkten, in Wien könnte aber das starke Engagement der ATX-Firmen in Osteuropa unterstützend wirken. Für 2019 bescheinigen die Erste-Experten dem ATX deshalb moderates Aufwärtspotenzial - ihr Zielwert: 3200 Punkte. Zum Kauf empfehlen sie Andritz, CA Immo, FACC, OMV, Palfinger und Porr.