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Politische Unsicherheiten zügeln Appetit auf Übernahmen

Von Karl Leban

Wirtschaft
April 2018: OMV-Chef Rainer Seele bei der Unterzeichnung des Vertrages für den Kauf einer 20-Prozent-Beteiligung an zwei Offshore-Ölfeldern (im Hintergrund Bundeskanzler Sebastian Kurz mit dem Kronprinzen von Abu Dhabi).
© Crown Prince Court/Rashed Al Mansoori

Der milliardenschwere Abu-Dhabi-Deal der OMV war 2018 die größte Akquisition in Österreich.


Wien. Nach zwei Rekordjahren in Folge hat sich das Karussell bei Übernahmen mit österreichischer Beteiligung 2018 langsamer gedreht. Rückläufig - um gut sechs Prozent auf 324 - war demnach nicht nur die Anzahl der Deals, wie der Unternehmensberater EY (vormals Ernst & Young) erhoben hat. Auch die Transaktionsvolumina schrumpften - von 14,7 auf 7,9 Milliarden Euro. EY begründet das damit, dass sich die Zahl der Mega-Deals (mit mehr als einer Milliarde Euro Volumen) von vier auf zwei halbierte. 2017 waren allein beim Kauf des Wiener Wohnimmobilien-Konzerns Buwog durch Vonovia rund 5,6 Milliarden Euro geflossen.

Gebremst sieht EY den Transaktionsmarkt durch politische Unsicherheiten und drohende Handelskriege, Österreich liege da im weltweiten Trend. Verwiesen wird vor allem auf den Handelskonflikt zwischen den USA und China, den Brexit oder mögliche Zinserhöhungen. "Viele Unternehmen sind in Lauerstellung und wollen erst die Ergebnisse der Brexit-Verhandlungen und die Handelsgespräche zwischen den USA und China abwarten", heißt es bei EY. Für die Zukunft seien diese beiden Entscheidungen prägend. Das erste Quartal 2019 werde deshalb richtungsweisend für die weitere Entwicklung des globalen Transaktionsmarktes sein.

Die größte Akquisition des vergangenen Jahres mit österreichischer Beteiligung erfolgte in der Ölbranche: Die OMV ließ sich ihren 20-Prozent-Einstieg bei zwei Offshore-Ölfeldern der Abu-Dhabi-Ölgruppe Adnoc mehr als 1,2 Milliarden Euro kosten. Der zweitgrößte Deal war die rund 1,1 Milliarden Euro schwere Übernahme des niederösterreichischen Autozulieferers ZKW, eines Licht- und Elektronikspezialisten, durch den koreanischen Elektronikriesen LG.

Andritz kaufte in den USA zu

Komplettiert werden die Top drei der Deals des Jahres 2018 mit der Übernahme des steirischen Kühltruhenherstellers AHT (einst Austria Haustechnik) durch den japanischen Industriekonzern Daikin um 881 Millionen Euro. Auf Platz vier landete der CA-Immo-Deal des US-Finanzhauses Starwood, das an dem Wiener Immobilienunternehmen 26 Prozent für fast 758 Millionen Euro erwarb. Die fünftgrößte Akquisition war ein Zukauf des Grazer Anlagenbauers Andritz in den USA, wo für die Übernahme des Papiermaschinen-Zulieferers Xerium rund 647 Millionen Euro gezahlt wurden.

Ferner scheint im EY-Ranking der oberösterreichische Möbelriese Lutz auf, der um mehr als 406 Millionen Euro den deutschen Möbeldiskonter Poco schluckte. Der Kauf der Möbelkette Kika/Leiner durch René Benko und dessen Signa Holding, der auf mehr als 600 Millionen Euro geschätzt wird, ist in der Aufstellung indes nicht berücksichtigt, weil kein offizieller Preis bekanntgegeben wurde.