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Rekordgewinn für Erste

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

Erste Group fährt dank Aufschwung in Osteuropa Gewinn von 1,8 Milliarden Euro ein.


Wien. Die Erste Group hat im Vorjahr so gut verdient wie noch nie zuvor. Der Jahresgewinn ist um ein Drittel auf 1,8 Milliarden Euro gestiegen. Der Rekordgewinn ist in erster Linie dem starken Wirtschaftswachstum in Osteuropa zu verdanken. Dort konnten viele Kredite, die als faul abgeschrieben worden waren, doch noch zurückgezahlt werden. Das brachte ein Nettoplus von 59 Millionen Euro. Die Rate an notleidenden Krediten sank von 4 auf 3,2 Prozent. Die Problemkredite sind in allen Zielländern zurückgegangen.

Sorgenkind Rumänien

Besonders gut verdiente die Erste Group 2018 in der Tschechichen Republik. Dort sieg das Betriebsergebnis von 701 auf 787 Millionen Euro. "Tschechien ist nicht im Euroraum und dort sind die Zinsen besonders stark gestiegen", erklärt Erste-Group-Chef Andreas Treichl.

Bauchweh bereitet dem Vorstand hingegen Rumänien. Die dortige Regierung hat heuer per Notverordnung eine höchst umstrittene Bankensteuer unter dem Motto "Steuer auf Gier" eingeführt. Wie diese konkret aussehen soll und wie viel sie die dortige Tochterbank der Ersten, die Banca Comerciala Romana (BCR), kosten wird, ist noch unklar. Für 2019 hat die Gruppe jedenfalls 100 Millionen Euro dafür zurückgelegt.

Apropos Regulierung: "Wir wären über jegliche zusätzlichen Wünsche von den Regulatoren, etwas zusätzlich aufzubauen, echt sauer", sagt Treichl und bezieht sich damit auf die harte Kernkapitalquote der Erste Group, die heuer auf 13,5 Prozent gestiegen ist. "Wir haben das Ziel ein Jahr früher erreicht als geplant." Er sehe die Bank mehr als ausreichend kapitalisiert und auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Zuwächse gab es auch bei den Privat- und Firmenkunden. Der Zufluss an privaten Kundeneinlagen betrug 5,79 Milliarden Euro, die Konsumkredite stiegen um 7,4 Prozent. Die Hypothekenkredite gingen jedoch um 1,75 Prozent auf 7,33 Milliarden Euro zurück. Privatkundenvorstand Peter Bosek führt das zum einen auf die strengeren Vorgaben bei der Kreditvergabe zurück. Zum anderen liege das an den rasant steigenden Immobilienpreise in nahezu allen europäischen Hauptstädten. Die Leistbarkeit von Eigentum sei für viele Familien ein Problem.

Bei den Firmenkunden waren die kleinen und mittleren Betriebe die Wachstumstreiber. Hier gab es ein Plus von sechs Prozent. Den stärksten Zuwachs, nämlich um 30 Prozent, gab es in Serbien. Während die Einnahmen stiegen, blieben die Ausgaben der Gruppe mit 4,2 Milliarden Euro nahezu unverändert - und das trotz stark steigender Löhne in vielen osteuropäischen Ländern. Der Personalstand sank von 47.702 auf 47.397 Mitarbeiter. Ob und wie viele Filialen heuer geschlossen werden könnten, wollten die Vorstände nicht sagen. Österreich habe ob seiner ländlichen Struktur insgesamt überdurchschnittlich viele Filialen. Ob welche geschlossen werden, hänge stark vom Kundenverhalten ab.

Politische Lage unsicher

Die wirtschaftliche Entwicklung bewertet die Gruppe etwas positiver als es aktuelle Prognosen tun. So habe sich Osteuropa wirtschaftlich - im Gegensatz zu den Prognosen des US-Ökonomen Paul Krugman - deutlich besser und schneller entwickelt. Mehr Sorgen als das wirtschaftliche Umfeld bereitet Treichl das politische. Die unsichere Situation in Rumänien, der Brexit, der Handelskrieg zwischen China und den USA betrachtet er kritisch.

Mit seiner Internetbankplattform George wird die Erste in weiteren Osttöchtern aktiv und prüft auch Expansionen über diese Plattform in Richtung der westlichen Nachbarländer.

Für das vergangene Jahr will die Erste Group eine Dividende von 1,40 Euro je Aktie ausschütten. Im Jahr davor gab es 1,20 Euro. Auf die Frage, ob es für heuer auch eine höhere Dividendenausschüttung geben werde, antwortete Treichl: "Wir wären sehr überrascht, wenn die Dividende für 2019 nicht höher sein wird als 2018. " Treichl selbst verlässt mit Jahresende den Vorstand der Gruppe, den er seit 2008 leitet. Seit 1997 war er Generaldirektor der Ersten Bank, nunmehr Tochter der Gruppe. Er zieht sich in die Erste Stiftung (Hauptaktionär der Erste Group) zurück.